Rekorde mit Waffen und Radar
Česká zbrojovka und ERA melden Geschäftserfolge – Rüstungsmesse IDET stößt kaum auf Protest
27. 5. 2015 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Majda Slámová
Ägypten, Algerien, Saudi-Arabien. Dass Länder wie diese zu den wichtigsten Zielen tschechischer Waffenexporteure gehören, stört Peter Tkáč von der Bewegung „Nesehnutí“, auf Deutsch „Die Unbeugsamen“. Allerdings ist der Aktivist damit ziemlich allein. Nur etwa 15 Menschen demonstrierten in der vergangenen Woche in Brünn, wo sich Rüstungsunternehmen an drei Tagen auf der Messe IDET präsentierten. Ein kaum vernehmbarer Protest, der von Jahr zu Jahr harmloser wird, während tschechische Hersteller von Waffen und anderem Militärmaterial ihre Geschäftsergebnisse stetig verbessern.
Das Unternehmen Česká zbrojovka aus Uherský Brod zum Beispiel verzeichnete 2014 einen Rekordgewinn von 432 Millionen Kronen (knapp 16 Millionen Euro) – ein Zuwachs um etwa 200 Millionen Kronen im Vergleich zu 2013. Gut läuft traditionell das Geschäft mit den USA, wo der Waffenhersteller auch eigene Werke besitzt und im vergangenen Jahr 70.000 Waffen verkaufte. Ihre Gesamtumsätze steigerte die Firma um rund ein Fünftel auf 3,37 Milliarden Kronen (gut 120 Millionen Euro). Damit übertraf sie das erste Mal überhaupt die Drei-Milliarden-Grenze.
Überraschend kam der wirtschaftliche Erfolg allerdings nicht. Bereits in den Vorjahren hatten die Umsätze kontinuierlich zugenommen und auch künftig wird eine positive Entwicklung erwartet. Im Jahr 2017 will Česká zbrojovka 330.000 Waffen herstellen. Entsprechend wächst auch die Zahl der Beschäftigten. Im vergangenen Jahr zählte das Unternehmen im Durchschnitt 1.715 Mitarbeiter. Es eröffnete ein neues Werk in der Slowakei mit etwa 70 Angestellten, in diesem Jahr soll die Zahl der Beschäftigten dort auf 200 erhöht werden.
Pistolen für die Slowakei
Neben den USA gehört auch Indien zu den Zielländern des Unternehmens. Dort sei es kürzlich in die engere Auswahl der Anbieter gekommen, von denen einer bis zu 240.000 Sturmgewehre an die indische Armee liefern soll, sagte Generaldirektor Lubomír Kovařík in der vergangenen Woche auf der Branchenmesse IDET in Brünn. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Große Erwartungen setzt Kovařík außerdem auf Mexiko und auf die Slowakei. An die Armee des Nachbarlandes lieferte die Firma in diesem Jahr 688 Sturmgewehre, über weitere Aufträge wird verhandelt. Auch an einer Ausschreibung des slowakischen Innenministeriums über rund 50.000 Pistolen will sich Česká zbrojovka laut Kovařík beteiligen.
Eine weitere Erfolgsmeldung kam kürzlich aus Pardubice. Die dort ansässige Firma ERA, die Radaranlagen für die militärische und zivile Nutzung herstellt, machte im vergangenen Jahr mehr als 500 Millionen Kronen Umsatz, der Gewinn lag bei fast 100 Millionen Kronen. Sie verbuchte damit das beste Ergebnis seit 20 Jahren und die Auftragsbücher seien voll, wie Generaldirektor Viktor Sotona auf der IDET erklärte. Das Unternehmen könne investieren, etwa in neue Verwaltungsgebäude. Derzeit beschäftigt ERA 260 Angestellte und ist auf der Suche nach Fachkräften für die Entwicklungsabteilung. Seine Produkte liefert es in 55 Länder.
Ein drittes Unternehmen hatte bereits im Februar eines der bedeutendsten Geschäfte seiner Geschichte gefeiert: Die Rüstungsfirma Excalibur Army verkaufte etwa hundert Panzer und gepanzerte Fahrzeuge an die irakische Armee. Der Vorsitzende des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Verteidigung und Sicherheit František Bublan (ČSSD) bezeichnete die Lieferung damals als Unterstützung Tschechiens im Konflikt mit dem Islamismus. Kurz davor hatte die Firma Panzer, Kampffahrzeuge und Raketenträger an die nigerianische Armee verkauft, die gegen die radikal-islamische Bewegung Boko Haram kämpft. Außerdem hat Excalibur Army vor wenigen Monaten vom amerikanischen Hersteller General Dynamics Land Systems die Lizenz zur Herstellung von Radpanzern für Osteuropa und Asien erworben.
Wenn es nach Verteidigungsminister Martin Stropnický (ANO) geht, soll künftig auch die Binnennachfrage nach Rüstungsgütern wachsen. Hiesige Hersteller könnten zwar nicht alle Anforderungen der tschechischen Armee erfüllen, so der Minister in Brünn, aber: „Wenn die heimische Industrie attraktive Lösungen für unseren Bedarf anbietet, werden wir sie als Lieferant bevorzugen.“
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