Zurück in der Heimat
In Holešovice erinnert eine Gedenktafel an den deutsch-jüdischen Dichter Louis Fürnberg
3. 6. 2015 - Text: Ondra FürnbergText und Foto: Ondra Fürnberg
Am Dienstag vergangener Woche wurde zu Ehren des deutsch-jüdischen Schriftstellers Louis Fürnberg an dessen ehemaligem Prager Wohnhaus in der Milada-Horáková-Straße eine Gedenktafel eingeweiht. Zu der Feierlichkeit im Stadtteil Holešovice hatten Fürnbergs Familie und das Prager Literaturhaus eingeladen.
Der Direktor des Literaturhauses, David Stecher, sagte in seiner Laudatio: „Mit diesem Tag ist Fürnberg wieder nach Prag – in seine Heimat – zurückgekehrt. Er ist hier willkommen.“ Der tschechische Kulturminister Daniel Herman (KDU-ČSL) hob die Bedeutung Fürnbergs für die verschiedenen Epochen des 20. Jahrhunderts hervor. Fürnberg sei mit seiner Vision und Biographie Bindeglied im deutsch-böhmischen, deutsch-tschechoslowakischen, deutsch-tschechischen und letztlich im europäischen Sinne, so Herman. Für Fürnbergs 74-jährigen Sohn Michael hat sich ein Traum erfüllt. Seit der Wende sei es sein besonderes Anliegen gewesen, Fürnberg wieder nach Prag zurückzuholen und in die Literaturszene zu integrieren. Ein kleiner Schritt sei jetzt vollzogen.
Louis Fürnberg lebte von 1937 bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten im Jahre 1939 in Prag. Nach dem Krieg kehrte er in seine Prager Wohnung zurück, bis er im Zuge der Slánský-Prozesse 1954 erneut fliehen musste. Bis zu seinem Tod 1957 lebte Fürnberg als stellvertretender Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar.
Die Plakette mit dem Porträt des Schriftstellers soll an seine Verfolgung und Vertreibung durch die NS-Besatzungsmacht erinnern und zugleich auch daran, dass er nach seiner Heimkehr aus dem Exil Haus und Heimat noch einmal mit seiner Familie verlassen musste, um sich erneuter Verfolgung und existenzieller Bedrohung zu entziehen. Die Plakette wurde von Karel Stojdl geschaffen und von der Familie Fürnberg gestiftet.
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