RWE Tschechien im Umbruch
Schulden in Milliardenhöhe. Entscheidungen stehen an
24. 1. 2013 - Text: Klaus HanischText: Klaus Hanisch; Foto: RWE
Der Energiekonzern RWE organisiert seine Struktur in Tschechien neu. Das Unternehmen aus Essen drücken Schulden, die es unter anderem mit Verkäufen tilgen will. Dafür bündelt RWE sein Vertriebs- und Gasverteilungsgeschäft. Dies sei „ein wichtiger Schritt bei der Konsolidierung der Geschäftstätigkeiten in der Tschechischen Republik“, wie die Zentrale in Essen mitteilte.
RWE ist seit 2002 in Tschechien aktiv. Die neue Struktur sieht eigenständige Einheiten für Vertrieb, Netz und Erzeugung sowie für das Speichergeschäft unter der Führung von RWE Ceská Republika vor. RWE hat sich darüber mit einer Gruppe von Fonds verständigt, die von Macquarie verwaltet werden. Diese Gruppe erwirbt zunächst die derzeitigen Anteile von E.ON, SPP und GDF SUEZ an den regionalen RWE-Gasunternehmen VCP, SMP und JMP. Anschließend werden die von Macquarie verwalteten Fonds die erworbenen Minderheitenanteile gegen einen Anteil von ca. 35 Prozent an der RWE Grid Holding eintauschen.
RWE Grid Holding bündelt die tschechischen Gasverteilungsaktivitäten von RWE, RWE Gasnet, VCP Net, SMP Net, JMP Net und das Dienstleistungsunternehmen RWE Distribucní služby. Darüber hinaus erhält RWE eine Barzahlung. Diese Transaktionen sollen die Eigentumsstruktur der RWE-Aktivitäten in Tschechien vereinfachen.
„Es ist ein entscheidender Schritt zur Rationalisierung und Weiterentwicklung unserer Geschäftsaktivitäten in der Tschechischen Republik“, sagte Rolf Martin Schmitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der RWE AG. Gleichzeitig führt RWE die von fünf Unternehmen geführten Vertriebsaktivitäten auf dem tschechischen Markt in eine einzige Einheit zusammen. Dies ist noch von der Genehmigung der zuständigen Wettbewerbsbehörden in Tschechien abhängig. Sie soll im ersten Quartal 2013 abgeschlossen werden.
Pipeline-Netz soll veräußert werden
RWE drücken Schulden in Milliardenhöhe, deshalb will der Konzern durch Beteiligungsverkäufe hohe Erlöse erzielen. Bis Ende 2013 sollen Beteiligungen von bis zu sieben Milliarden Euro abgestoßen werden. Geplant waren einst sogar Einnahmen von bis zu elf Milliarden. „Wir verkaufen nicht unter Wert“, hatte RWE-Chef Peter Terium jedoch bekräftigt.
Nachdem der Vorstand auf der Halbjahres-Konferenz geäußert hatte, mit neuen Maßnahmen mehr Effizienz anzustreben, war Ende Juli spekuliert worden, dass das RWE seinen IT-Bereich ins Ausland verlagern könnte. Ins Gespräch kam auch ein neues Verwaltungszentrum mit 1.000 neuen Stellen in Tschechien.
„Danach hatten sich Kommunen aus Tschechien gemeldet und uns ihren Standort angeboten“, so Unternehmenssprecherin Brigitte Lambertz. Eine definitive Entscheidung hat RWE jedoch noch nicht getroffen. Gleichwohl schloss Lambertz nicht aus, dass es noch zu entsprechenden Verlagerungen ins Ausland kommen könnte.
Ebenfalls noch offen ist der Verkauf von Teilen des Gasgeschäftes in Tschechien. Bis Jahresende sollte eigentlich die Tochter Net4Gas verkauft werden, die ein 2.500 Kilometer langes Pipelinenetz in Tschechien betreibt. Dazu gehört das gerade fertig gestellte Verbindungsstück „Gazelle“, dass das Gasnetz mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream verbindet. RWE soll damit einen Erlös von rund 1,4 Milliarden Euro anstreben, Analysten bezifferten den Wert des Unternehmens jedoch höher. „Der Prozess läuft noch und soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein“, sagte die Pressesprecherin nun, wobei ein früherer Verkauf möglich erscheint. Das tschechische Gasnetz verlor durch die Nord Stream zuletzt an strategischem Wert. Bereits aufgelöst wurde dagegen „RWE Plynoprojekt“, das Ingenieur-Dienstleistungen etwa für Erdgastankstellen erleigte. Unter der Bezeichnung „kac-Contracting“ führt eine neue Einheit unter Führung von RWE Ceská Republika nun Dienstleistungen zum Beispiel für kleinere Wärmebetriebe durch. Arbeitsplätze gingen damit nicht verloren, sagte Lambertz.
Bekenntnis zu Břeclav
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