ČEPS macht ernst
Staatlicher Netzbetreiber baut Vorrichtung gegen deutschen Ökostrom
10. 6. 2015 - Text: Stefan WelzelText: sw/čtk; Philippe Mertens
Die deutsche Bundesregierung kämpft derzeit an mehreren Fronten, um die Energiewende durchzusetzen. Während Bayern verhindern will, dass neue Trassen für Ökostrom aus Windkraftwerken im Norden über sein Territorium führen, reagiert Tschechien nun auf unberechenbare Stromflüsse aus dem Nachbarland. Wie vor rund zweieinhalb Jahren angekündigt, hat der staatliche Netzbetreiber ČEPS am Dienstag vergangener Woche mit der Errichtung eines Phasenschiebertransformators begonnen, der den Energiefluss von Deutschland nach Tschechien regulieren soll. Die Grundsteinlegung fand in der Nähe von Hradec u Kadaně rund 20 Kilometer östlich der sächsischen Grenzstadt Oberwiesenthal statt.
Wie ČEPS mitteilte, ist es hierzulande die erste Anlage dieses Typs. Der Phasenschieber soll nicht mehr als zwei Milliarden Kronen (73 Millionen Euro) kosten und helfen, einen möglichen Blackout aufgrund von Netzüberlastung zu verhindern. „Das ist zwar eine stattliche Investition, aber ein Zusammenbruch des Systems würde um einiges teurer werden“, erklärte der ČEPS-Vorstandsvorsitzende Vladimír Tošovský.
Tschechien befürchtet seit Jahren ein solches Szenario. Da deutsche Hochspannungsleitungen veraltet und nicht in der Lage sind, größere Mengen an Ökostrom in die Industriezentren im Süden zu transportieren, werden die Energieflüsse über die Netze in den Nachbarländern umgeleitet. Neben Tschechien installiert derzeit auch Polen Phasenschieber an der Grenze zu Deutschland.
Der Transformator wirkt nicht nur als Schleuse für überschüssigen Strom, sondern auch als Pumpstation, sofern zu wenig Energie vorhanden ist. „Der Phasenschieber hilft uns, Engpässe besser zu überbrücken“, so der ČEPS-Vizevorsitzende Milan Kovařík. Für die Führung des Netzbetreibers sei der Bau der Anlage am Fuße des Erzgebirges absolut notwendig, weil „die rasante Entwicklung erneuerbarer Energien zur Folge hat, dass Strom nicht nur dann produziert wird, wenn er gebraucht wird, sondern wenn die Wetterlage es bedingt“, rechtfertigt Tošovský die Strategie seines Unternehmens.
Grundsätzlich kann die Leitung bei Hradec u Kadaně bis zu 1.700 Megawatt verarbeiten; das entspricht ungefähr der Leistung der Atomreaktorblöcke in Dukovany. Die deutschen Windparks in der Nord- und Ostsee produzieren jetzt schon das rund 15-Fache. Und bis 2020 sollen weitere Anlagen mit bis zu 6.500 Megawattstunden gebaut werden.
Die Verantwortlichen bei ČEPS betonen, dass die Installation des Phasenschiebers nicht zum Ziel habe, den Energiefluss zu verhindern. Vielmehr möchte man „die höchst möglichen Mengen an Strom im Rahmen der besten Sicherheitsbedingungen befördern“. Die Errichtung des Transformators, der laut Tošovský aus insgesamt acht Einheiten zu je 400 Tonnen besteht, soll bis Ende des Jahres 2016 abgeschlossen sein.
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