Nicht unter 27

Nicht unter 27

Nationalbank hält Krone auf Kurs. Zeman will keinen Euro mit Griechenland

29. 7. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Dennis Skley

Es bleibt bei der umstrittenen Grenze: 27 Kronen für einen Euro, stärker will die Tschechische Nationalbank (ČNB) die Landeswährung nicht werden lassen. Am Freitag vorvergangener Woche hat sie deshalb erneut eingegriffen. Sie verkaufte Kronen und erwarb Euro, um zu verhindern, dass die Krone gegenüber der Gemeinschaftswährung an Wert gewinnt. Details über die Transaktionen gab sie nicht bekannt.

Aus Angst vor einer Deflation, bei der das Preisniveau sinkt und die Wirtschaft geschwächt wird, hatte die ČNB im November 2013 begonnen, den Wechselkurs zu beeinflussen. Beim ersten Mal kaufte sie innerhalb weniger Tage Devisen im Wert von etwa 200 Milliarden Kronen (rund 7,4 Milliarden Euro). Damals fiel der Wert der heimischen Währung plötzlich von etwa 25,79 Kronen pro Euro auf 26,98 und schließlich mehr als 27. Auf diesem Kurs hielt sich die Krone in den folgenden Monaten ohne weitere Eingriffe der Nationalbank. Zu Beginn dieses Jahres sank der Kurs kurzfristig auf mehr als 28 Kronen pro Euro, seit Juni steigt er jedoch wieder. Mitte Juli war die Krone so stark wie seit Beginn der Interventionen im November 2013 nicht.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte die ČNB wiederholt erklärt, sie werde verhindern, dass der Kurs mehr als 27 Kronen pro Euro erreiche. Daran hat sie sich mit dem jüngsten Eingriff gehalten. Für Unternehmen, die ihre Waren ins Ausland verkaufen, ist diese Politik günstig. Befürworter hoffen daher, dass sich die Eingriffe der Nationalbank positiv auf die Entwicklung der Wirtschaft auswirken. Aber auch Touristen, die nach Tschechien reisen, profitieren – sie bekommen mehr Kronen für ihre Euro. Im Nachteil ist dagegen, wer hierzulande sein Geld verdient und Urlaub im Euroland machen will.

Zu den Kritikern der Politik der Nationalbank gehört traditionell Präsident Miloš Zeman, der in der Vergangenheit behauptete, die ČNB würde dadurch die Einführung des Euro hinauszögern und sich so ihren Einfluss sichern. Zugleich hat sich Zeman immer dafür eingesetzt, bald der Gemeinschaftswährung beizutreten. Nun ließ er jedoch über seinen Sprecher mitteilen, Tschechien sollte nicht Mitglied der Eurozone werden, solange auch Griechenland der Gemeinschaft angehört. „Der Präsident glaubt, dass man von tschechischen Steuerzahlern nicht verlangen kann, die Schulden eines anderen Landes mit einer unsicheren Wirtschaftspolitik mitzutragen. Deshalb hält er es für vernünftig, dass Griechenland die Eurozone verlässt.“ Ähnlich äußerte sich auch Finanzminister Andrej Babiš (ANO).