„Ich hoffe auf eine Einladung des Nationaltrainers“
Bei der U21-EM konnte Ondřej Petrák überzeugen. Nun will er sich in Deutschland für die A-Nationalelf empfehlen
29. 7. 2015 - Text: Klaus HanischInterview: Klaus Hanisch; Foto: ČTK/Michal Doležal
Ondřej Petrák spielte eine überzeugende EM in der tschechischen U21-Auswahl. Gegen Deutschland war er der beste Spieler auf dem Platz. Und er ist jetzt 23 Jahre alt. Genau die richtige Zeit also, um höhere Ziele anzustreben. Doch Petrák steht noch bis Juni 2017 beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, zu dem er im Winter 2014 von Slavia Prag wechselte. Am Montag begann daher wieder sein Alltag – in der zweiten Bundesliga.
Die zweite Bundesliga ist stark wie nie. 13 der 18 Zweitliga-Klubs spielten schon in der höchsten Liga, sieben waren sogar mindestens einmal deutscher Meister. Auch Nürnberg strebt trotz der 3:6-Klatsche bei Absteiger SC Freiburg zum Saisonauftakt den Aufstieg an. Wie realistisch ist dieses Ziel?
Ondřej Petrák: Es wird sicher schwer. Viele Vereine wollen aufsteigen. Auch wir wollen vorne mitspielen, aber es wird nicht einfach, ganz oben mit dabei zu sein. Dafür müssen wir uns sicher noch im Abschluss verbessern. In Ligaspielen bekommen wir manchmal nur ein oder zwei Chancen und die müssen dann genutzt werden.
„Das Halbfinale war zum Greifen nah“, schrieben Sie auf Facebook nach der Partie gegen Deutschland bei der U21-EM. Wie tief sitzt noch die Enttäuschung, dass Tschechien nicht ins Halbfinale und damit zu Olympia nach Rio kam?
Petrák: Ich war schon schwer enttäuscht, denn gegen Deutschland standen wir kurz vor dem Halbfinale. Und es wurde noch schlimmer, weil wir kein Entscheidungsspiel mehr für die Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro bekamen, da England zuvor ausgeschieden war.
Waren Sie überrascht, wie sang- und klanglos Deutschland anschließend gegen Portugal verlor oder zeichnete sich dies für Sie schon in der Partie gegen Tschechien ab?
Petrák: Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber es war für mich schon eine Überraschung, dass Deutschland dort so untergegangen ist (das DFB-Team verlor das Halbfinale mit 0:5; Anm. d. Red.). Wie ich gehört habe, sollen die Deutschen viele Fehler gemacht haben, während bei Portugal alles klappte und praktisch jeder Schuss ein Treffer war.
Die EM habe gezeigt, dass Sie im defensiven Mittelfeld am besten platziert seien, sagten Sie nach dem Turnier. Doch Nürnbergs Trainer René Weiler setzte Sie in Testspielen vor der Saison und auch in Freiburg wieder in der Innenverteidigung ein. Man sieht Ihrem Gesicht an, wie enttäuscht Sie darüber sind. Suchen Sie deshalb das Gespräch mit dem Trainer?
Petrák: Natürlich spiele ich lieber auf der Sechs, das war meine Hauptposition über viele Jahre. Aber ich bin froh, wenn ich überhaupt spiele. Dazu kam, dass wir in den vergangenen Wochen viele Verletzte in der Verteidigung hatten, da muss man dann auch improvisieren.
Trainer Weiler zeigte sich angetan von Ihren offensiven Vorstößen bei der EM, wie vor dem tschechischen Ausgleichstreffer gegen Deutschland. Und ihm fiel auf, dass Sie sich in der U21 lautstärker bemerkbar machten als beim Club. Wünscht er sich, dass Sie stärker als Führungsspieler auftreten?
Petrák: Ja, der Trainer wünscht sich mehr Vorstöße von mir und auch, dass ich mehr Chancen vorbereite und selbst öfter aufs Tor schieße. Daran muss ich arbeiten. Und er will auch, dass ich mehr rede. Aber dafür bin ich einfach nicht der Typ. Doch ich versuche, mich auch darin zu verbessern.
Sie haben in allen Jugend- und Juniorenteams Tschechiens gespielt. Muss Ihr Ziel nach der starken EM nun nicht zwingend ein Platz in der A-Nationalelf sein?
Petrák: Es liegt allein an mir. Ich muss Gas geben, mich anbieten und in nächster Zeit viele gute Spiele abliefern. Natürlich hoffe ich bei entsprechend guten Leistungen, dass mich der Trainer auch mal einlädt.
Hatten Sie schon einmal Kontakt zu Nationaltrainer Pavel Vrba?
Petrák: Nein.
Können Sie sich auch beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Bundesliga für die Nationalelf empfehlen oder müssen Sie dafür nicht unbedingt bei einem Erstliga-Klub spielen?
Petrák: Das geht auch über die zweite Liga bei Nürnberg. Denn Trainer beobachten interessante Spiele und Spieler im Ausland längst weltweit in allen höheren Ligen.
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