„Meine Botschaft gilt den selbstbewussten Künstlern“

Gespräch mit Pasta Oner, Pionier der tschechischen Street-Art-Szene

3. 10. 2012 - Text: Sabina PoláčekInterview: Sabine Poláček; Foto: privat

 

Gibt es Unterschiede zwischen der tschechischen und ausländischen Writer-Szene?
Oner: Die tschechischen und ausländischen Werke sind miteinander absolut vergleichbar. Typisch ist hier jedoch das „tschechische Syndrom“. Es herrscht bei uns mehr Angst vor Behörden und vor Individualisten mit neuen Ansätzen als im westlichen Ausland, wo diese Furcht längst überwunden wurde. Gott sei Dank finden sich hier in Tschechien aber noch ein paar mutigere Leute.

Wie lange haben Sie an der Hausfassade in der Národní třída gearbeitet?
Oner: Wir brauchten etwa 60 Stunden. Für unsere Arbeit vereinnahmten wir die Hälfte eines großen Parkplatzes, der an die Fassade grenzte. Wir mussten uns beim Malen zu viert auf zwei Hebebühnen abwechseln. Bei der Realisierung solch eines anspruchsvollen Projekts gibt es zeitliche und finanzielle Vorgaben und somit Grenzen. Was zählt, ist die Erfahrung.

Was wollten Sie mit dem Slogan auf der Fassade „For those who come from nothing“ ausdrücken?
Oner: Meine Botschaft gilt den selbstbewussten Künstlern, die fähig sind, aus sich selbst etwas zu machen. In Amerika gibt es den Ausdruck „self made“. Das künstlerische Umfeld in Tschechien mag Kunstschaffende als „Stars“ nicht besonders gern. Es herrscht hier vielmehr eine Neigung zur falschen Bescheidenheit, die oft Unfähigkeit und Faulheit verdecken soll.

Die Nächte in Prag stellten für Sie eigenen Worten zufolge eine unendliche Inspiration dar. Was inspiriert Sie genau?
Oner: Das sind Spielbanken, Bars, Dealer, Taxifahrer, Prostitution, Zuhälter, Neonlichter, Schmutz, Fixer, Tauben, Autos, Prügeleien, Schwarzgeldhändler, der Wenzelsplatz, Klubs, Drogen, Partys.