Schlussstrich in China
Stiftehersteller Koh-i-noor schließt sein Werk in Nanjing
3. 9. 2015 - Text: Franziska Neudert
Nach elf Jahren stellt der Schreibwarenhersteller Koh-i-noor Hardtmuth seine Produktion in China ein. Wie der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Koh-i-noor-Holding Vratislav Bříza am Mittwoch vergangener Woche bekanntgab, werde das Unternehmen sein Werk in Nanjing schließen. „Steigende Lohnforderungen, immer strengere europäische Regeln und die aufwendige Planung der Logistik haben dazu geführt, dass die Produktion immer schwieriger wurde“, begründete Bříza den Schritt. Ausschlaggebend seien die rückgängigen Verkaufszahlen in Russland gewesen, das zu den bedeutendsten Exportmärkten für Koh-i-noor zählt, so Bříza.
In China produzierte das Unternehmen, das seinen Hauptsitz im südböhmischen České Budějovice hat, vor allem Billigprodukte für Asien und große Supermarktketten. Auf dem chinesischen Markt hat es traditionell eine starke Position. Nachgefragt werden hauptsächlich Künstlerbedarf und Luxusartikel, die in Tschechien hergestellt werden; die meisten Käufer finden Aquarellbuntstifte der Reihe Mondeluz.
Die Verlagerung der Produktion zurück nach Tschechien bedeute laut Bříza, dass vom Stellenabbau nur chinesische Beschäftigte betroffen seien. Etwa hundert Angestellte werden ihren Job verlieren, die meisten von ihnen Arbeiter. Die Stellen hierzulande zu erhalten, sei auch ein Grund dafür gewesen, das Werk in Nanjing zu schließen, so Bříza. Aus der Volksrepublik werde sich Koh-i-noor Hardtmuth aber nicht vollständig zurückziehen. „Unsere Handelsfirma bleibt dort bestehen und wird weiterhin unserer Produkte auf dem asiatischen Markt vertreiben.“
Der Schreibwarenhersteller ist Bestandteil der Koh-i-noor-Holding, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 3,5 Milliarden Kronen (etwa 130 Millionen Euro) erwirtschaftete. Sie beschäftigt mehr als 2.500 Angestellte. Die Geschichte des Unternehmens reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert; damit gehört es weltweit zu den ältesten Herstellern von Kunst-, Schul- und Büromaterialien. Heute ist es Marktführer in Mittel- und Osteuropa. Im Sortiment finden sich über 5.000 Produkte für Künstler, Hobbybastler und Schüler.
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