Tschechische Milliardäre schmieden Glücksspiel-Riesen

Tschechische Milliardäre schmieden Glücksspiel-Riesen

Karel Komárek und Jiří Šmejc wollen Casinos Austria erwerben – auch Niederlande und Türkei im Visier

3. 9. 2015 - Text: Ivan DramlitschText: id; Foto: ČTK/Martin Štěrba

Im derzeitigen Tauziehen um die Mehrheit am teilstaatlichen österreichischen Glücksspielkonzern Casinos Austria AG möchten auch zwei tschechische Milliardäre ein gewichtiges Wort mitreden. Gemeinsam mit dem Wiener Investor Peter Goldscheider haben Karel Komárek und Jiří Šmejc als tschechisch-österreichisches Konsortium ein Angebot von 530 Millionen Euro für ein Mehrheits-Aktienpaket vorgelegt. Die Casinos Austria, zu der auch die lukrativen weil umsatzstarken Lotterien gehören, ist derzeit zu einem Drittel in Besitz der staatseigenen ÖBIB-Holding. Diese ist ebenfalls an einer Übernahme interessiert. Es könnte also zu einem Bieterkampf zwischen den beiden tschechischen Milliardären und dem österreichischen Staat kommen.

Karel Komárek und Jiří Šmejc sind in Tschechien keine Unbekannten. Komárek gilt mit einem geschätzten Privatvermögen von 1,4 Milliarden Euro als drittreichster Mann Tschechiens. Seine 1996 gegründete Investmentgruppe KKCG steuert zahlreiche Firmen in verschiedenen Ländern, Kernbereiche sind Öl, Gas, Industrie und Investition. Aktiv ist man unter anderem auch auf dem russischen Markt, sponsert die dortige Eishockey-Liga KHL und arbeitet mit dem Energieriesen Gazprom zusammen.

In die Glücksspielbranche stieg Komárek 2011 ein. Damals war die größte tschechische Lotteriegesellschaft Sazka in ernsthafte Schwierigkeiten geraten und stand kurz vor dem Konkurs. In einer Ausschreibung erwarb Komáreks KKCG gemeinsam mit der Investmentgruppe PPF von Milliardär Petr Kellner das Lotterieunternehmen. Seit 2012 ist Sazka ausschließlich in KKCG-Besitz.

Auch Jiří Šmejc ist bereits in der Glücksspielbranche aktiv. Bekannt wurde er jedoch als Teilhaber des privaten Fernsehsenders TV Nova und als Partner von Petr Kellner in dessen PPF. Als Chef der PPF-Tochter Home Credit war er maßgeblich für die erfolgreiche Expansion auf dem russischen Markt verantwortlich und machte dort die Home Credit and Finance Bank zu einer der größten Privatkundenbanken in der Russischen Föderation. Sein großer Einstieg in die Glücksspielbranche erfolgte 2013, als er gemeinsam mit seinem griechischen Geschäftspartner Dimitris Melissanidis Anteile an der OPAP erwarb. Die OPAP, heute einer der größten börsennotierten Wettanbieter Europas, war in Griechenland einst der staatliche Monopolist für Sportwetten und Lottogeschäfte. 2013 verkaufte der griechische Staat die Mehrheit der Aktien, davon 33 Prozent an das Unternehmen Emma Delta von Šmejc und Melissanidis. Letzterer gilt genauso wie sein tschechischer Geschäftspartner als einer der reichsten Bürger seines Landes. Sein Unternehmen Aegean Marine Petroleum Network ist die zweitgrößte Ölgesellschaft Griechenlands und gilt als größter unabhängiger Kraftstofflieferant der Welt. Melissanidis hatte allerdings auch immer wieder Konflikte mit der Justiz. Doch sämtliche Verfahren, unter anderem wegen Schmuggel und Betrug sind bisher im Sande verlaufen. 2014 soll er einen kritisch berichtenden griechischen Journalisten mit dem Tod gedroht haben.

Industrielle Phantasie
Mit der erhofften österreichischen Akquise soll aber nicht Schluss sein. Gemeinsam mit dem italienischen Glücksspielgiganten Gtech sind KKCG (Komárek) und Emma Capital (Šmejc) auch an einem Erwerb der „Turkish Lottery“ interessiert; darüber hinaus ist auch der niederländische Markt in den Blickpunkt geraten. Ziel ist offenbar der Aufbau einer europaweit agierenden führenden Glücksspiel-Gruppe. Komárek- und Šmejc-Partner Goldscheider, der in Österreich den Casinos-Austria-Erwerb realisieren soll, sprach deshalb von einem „Teil einer wesentlich größeren industriellen Phantasie, die über Tschechien, Griechenland und Österreich hinausgeht.“ In diesem Zusammenhang käme der Übernahme der Casinos Austria eine Schlüsselbedeutung zu. Dementsprechend intensiv wurde daran gearbeitet. Man habe Berater wie die KPMG und Kasino-Experten aus Las Vegas und Macau engagiert. „Wir sind sehr gut vorbereitet, wir beschäftigen uns schon 14 Monate damit“, so Goldscheider gegenüber dem „Wirtschaftsblatt“.

Wer im entbrannten Poker um die Anteile der Casinos Austria AG letztendlich das Rennen macht, gilt derzeit als offen. Neben dem tschechisch-österreichischen Konsortium und der staatlichen ÖBIB-Holding gibt es dem Vernehmen nach weitere Bieter wie den global agierenden Glücksspielkonzern Novomatic mit Stammsitz im niederösterreichischen Gumpoldskirchen oder der umstrittene israelisch-britische Milliardär Teddy Sagi mit seinem Playtech-Unternehmen. Der derzeitige Casinos-Chef bleibt angesichts des Bieter-Pokers gelassen: „Es ist gut, dass es viele Bewerber für die Braut gibt“, so Generaldirektor Karl Stoss gegenüber österreichischen Medien.