Ein Königreich für neue Ideen
Magistrat will ungenutzte Gebäude in „Innovationsschmieden“ verwandeln
21. 10. 2015 - Text: Katharina Wiegmann, Foto: VitVit/CC BY-SA 3.0
Ein bisschen sieht der Palác Adria so aus, als hätten die Baumeister ihn aus Legosteinen zusammengesetzt. Würfelförmig thront das Obergeschoss auf dem Gebäude am Jungmannplatz, ein wenig aufgeweicht wird das quadratische Ensemble nur von den halbrunden Bögen über den Fenstern. Der Palác Adria steht für tschechischen Innovationsgeist – in diesem Fall im Bereich Architektur. Erbaut wurde er in den zwanziger Jahren von Josef Zasche im Stil des Rondokubismus, eine einzigartige lokale Ausprägung des Kubismus. Allerdings wird der Palast derzeit kaum genutzt.
Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová (ANO) will das ändern und das repräsentative Bauwerk schon bald in eine Innovationsschmiede für Unternehmen umwandeln.
„In Prag gibt es mehrere Gebäude, die man in Zukunft als Innovationszentren nutzen könnte. Für eine niedrige, oder sogar eine komplett erlassene Miete, könnten sich hier Start-ups mit neuen Ideen ansiedeln. Der Palác Adria könnte einer der ersten dieser Inkubatoren werden“, gab Krnáčová am Samstag bekannt. Der Magistrat habe bereits die Erstellung einer Liste von geeigneten Objekten in Auftrag gegeben. Nicht immer seien die Eigentumsverhältnisse vollständig geklärt, viele Gebäude befänden sich zudem nicht in „idealem Zustand“, so die Oberbürgermeisterin. Daher seien Investitionen als Teil einer Gesamtstrategie für die Planung sogenannter Hubs notwendig, in denen Unternehmen ideale Bedingungen und Möglichkeiten für die Umsetzung kreativer Ideen finden sollen.
Die ANO-Politikerin beklagt, dass Prag es in den letzten Jahren versäumt habe, neuen Trends und Innovationen ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. Mit Firmen und Universitäten sei nur unzureichend zusammengearbeitet, Unternehmer lediglich als Lieferanten in der Bringschuld betrachtet worden. Über mögliche Innovationen habe man mit ihnen nicht diskutiert. Vor kurzem hat der Magistrat eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit mit der Karls-Universität, der Technischen sowie der Landwirtschaftlichen Universität getroffen. Unternehmen will er künftig Daten aus verschiedenen Bereichen zur Verfügung stellen – in der Hoffnung, dass daraus neue Dienstleistungen und Produkte entstehen.
„Prag hat sich in der Vergangenheit zu sehr auf seinen Lorbeeren ausgeruht“, kritisiert Krnáčová. Die Stadt müsse wieder eine der innovationsfreundlichsten Städten werden. „Aus exzellent wurde mittelmäßig. Prag ist immer noch außergewöhnlich, aber wir müssen auch etwas dafür tun, um das Außergewöhnliche zu erhalten.“
Bei der künftigen Förderung von Wissenschaft und Forschung sollen auch europäische Gelder helfen. Bis zu einem Drittel der Tschechien zugeteilten 125 Millionen Euro (rund 3,4 Milliarden Kronen) könnten dafür aufgewendet werden.
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