Strahlen der Zukunft

Strahlen der Zukunft

Tschechische Wissenschaftler entwickeln leistungsstärksten Laser der Welt

28. 10. 2015 - Text: Jan NechanickýText: jn/čtk; Foto: ELI-Beamlines

In der vergangenen Woche ist in Dolní Břežany ein neues internationales Laserforschungszentrum eröffnet worden. Das südlich von Prag gelegene Institut ELI-Beamlines soll künftig über die modernste und leistungsstärkste Lasertechnologie der Welt verfügen. Die Eröffnung des Forschungszentrums schließt die erste Phase eines gemeinsamen europäischen Laserforschungsprojektes ab, mit dem Prozesse mit hoher Zeitauflösung untersucht werden sollen.

In der ersten Phase des Projektes wurde das Gebäude fertiggestellt, in dem in den kommenden zwei Jahren die Laser installiert werden sollen. Die Konstruktion, die Vibrationen aus der Umgebung abschirmt, ist so groß wie ein Fußballfeld, acht Meter tief in den Boden eingelassen und ragt zwölf Meter in die Höhe. Für den Bau wurde so viel Stahl verwendet wie für den Eiffelturm in Paris.

Mit der Fertigstellung des Gebäudes können nun alle Forschungsgruppen nach Dolní Břežany umgesiedelt werden. Das Zentrum beschäftigt mittlerweile 280 Mitarbeiter – knapp drei Viertel von ihnen sind Wissenschaftler und Techniker, die Hälfte kommt aus dem Ausland, unter anderem aus Frankreich, Italien, Deutschland, Indien, Kanada, USA und China. Neben dem Zentrum in Dolní Břežany sollen noch drei weitere entstehen, zwei davon in Rumänien und in Ungarn, der Standort des dritten Zentrums ist noch offen.

In der nächsten Etappe werden sogenannte Beamlines (Strahl­linien) installiert, die ultrakurze Pulse hochenergetischer Teilchen ermöglichen und Strahlung für Experimente bereitstellen sollen. „Die Energie, die von den elektromagnetischen Feldern ausgeht, soll das Zweitausendfache dessen betragen, was heutzutage alle Kraftwerke der Welt produzieren können“, erklärt der Physiker Bedřich Rus von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (AV ČR).

ELI-Beamlines wird über vier Lasersysteme verfügen, die synchron funktionieren. Mit ihnen wollen die Forscher ex­treme physikalische Phänomene untersuchen, wie zum Beispiel Fusionsreaktionen im Inneren von Sternen und Oberflächenstrukturen von Planeten. Darüber hinaus sollen im Bereich Medizin oder Materialwissenschaft in Zusammenarbeit mit Hightechfirmen neue Technologien entwickelt werden, die unter anderem eine schonendere Krebsbehandlung ermöglichen.

An der feierlichen Eröffnung des Zentrums, nahmen beispielsweise Jiří Drahoš, der Vorsitzende der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, der Kreishauptmann der mittelböhmischen Region Miloš Petera, der Prager Erzbischof Dominik Kardinal Duka, der französische Physiker und Initiator des Projektes Gérard Mourou sowie Patricia Falcone vom Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien teil.

„Die Teilnahme bedeutender, die breite Öffentlichkeit repräsentierender Gäste bestätigt für mich die Tatsache, dass ELI-Beamlines ein sinnvolles und nachhaltiges Projekt ist, das den Wissenschaftlern neue Erkenntnisse bringt und in Zusammenarbeit mit Hightech-Firmen die Entdeckung neuer Technologien ermöglicht, die sich dann im Alltag anwenden lassen“, sagte AV- ČR-Vorsitzender Jiří Drahoš.

Im kommenden Jahr soll mit der Installation der Lasersysteme begonnen werden, vollen Betrieb wird das Zentrum erst 2018 aufnehmen. Die Kosten für den Bau des Forschungszentrums betragen 6,8 Milliarden Kronen (etwa 250 Millionen Euro); 5,8 Milliarden Kronen davon übernimmt die Europäische Union.