Die Biber sind zurück
Nach 185 Jahren haben sich die Nagetiere erstmals wieder in der Hauptstadt angesiedelt
1. 12. 2015 - Text: Franziska NeudertText: Franziska Neudert; Foto: Ralph Arvesen/CC BY 2.0
Er baut Burgen und Staudämme aus Ästen und Baumstämmen. Er siedelt an Gewässern und ist ein hervorragender Schwimmer. Und seit kurzem steuert er mit seinem breiten Schwanz auch in Prag wieder durch die Moldau. Nach 185 Jahren, während der Europas größtes Nagetier in der Hauptstadt als ausgestorben galt, haben Forscher erstmals wieder zwei Biber entdeckt. Wie ein Team der Tschechischen Agraruniversität in der vergangenen Woche bekanntgab, habe es ein Biberpaar auf Video aufgenommen. Wo die Wissenschaftler die Tiere beobachteten, wollen sie jedoch nicht verraten, da sie befürchten, die Biber könnten dann gestört werden.
„Es ist ganz offensichtlich, dass die Burg, die sich an der Moldau befindet, von mindestens zwei erwachsenen Bibern bewohnt wird und dass sie beabsichtigen zu bleiben“, sagt der Leiter des Forschungsteams Aleš Vorel. „Wir haben bisher viele Meldungen über angebliche Biber in Prag erhalten, am Ende waren es aber immer Nutrias.“ Diesmal sind die Biber echt.
Dass die Tiere wieder in der Hauptstadt siedelten, sei für ihn nur eine Frage der Zeit gewesen. Denn bereits seit den siebziger Jahren hätten sich Biber an einigen Flüssen hierzulande erneut niedergelassen. Laut Vorel gibt es derzeit drei große Biberpopulationen in Tschechien, die insgesamt etwa 4.000 Exemplare umfassen. In Mähren seien die Tiere an den Flüssen March, Thaya, Schwarza, Igel, Oder und Oppa verbreitet. Einen weiteren großen Bestand entdeckten die Forscher in Nordböhmen, wohin die Biber vor allem über die Elbe kamen. Die dritte Population findet sich in Westböhmen. Laut Vorel stammen die dortigen Biber von der Population aus Bayern, wo die Nagetiere in den sechziger Jahren wieder angesiedelt wurden. Diese Biber seien es auch, die über den Fluss Berounka nach Prag gelangten. „Es sieht so aus, als könnten sich die Tiere hier weiter vermehren“, sagt Vorel. „Eine Biberfamilie benötigt etwa ein bis zwei Kilometer Land am Fluss.“
Über Jahrhunderte hinweg wurden Biber wegen ihres Pelzes und wegen des Fleisches gejagt, das als Delikatesse begehrt war. Ihre Behausungen wurden zerstört, da sie durch Baumfällen, Dammbau und das Unterhöhlen des Bodens als Landschaftszerstörer galten. Heute stehen die Tiere und ihre Bauten EU-weit unter Naturschutz. Vorel hält es dennoch für notwendig, die Populationen zu überwachen. „Biber können Schäden verursachen, deren Behebung über die Jahre sehr kostspielig ist.“
Eine Gefahr, dass die Tiere mit ihrer regen Bautätigkeit den Lauf der Moldau beeinflussen könnten, sieht Vorel nicht. „Wir rechnen nicht damit, dass sich die Biber auf der Insel Kampa niederlassen oder an den Kais. In Prag gibt es am Unterlauf der Moldau einige Orte, an denen sie ungestört leben und auch Holz bearbeiten könnten.“
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