Die hässlichsten Töne der Nachtigall
Tomáš Ortel hetzt gegen Muslime – und gewinnt Publikumspreis
2. 12. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Český slavík
„Zu Ehren Allahs werden sie dir den Kopf abhacken.“ Das singt Tomáš Ortel in seinem Lied „Mešita“ („Moschee“). Und dass er sich betrogen fühle, „wenn die, die das Land regieren, mit arabischen Mördern diskutieren wollen“. Bei tschechischen Zuhörern kommt das an. Ortels Fans haben die gleichnamige Gruppe am Wochenende beim Publikumspreis „Tschechische Nachtigall“ auf den zweiten Platz in der Kategorie Beste Band gewählt.
Kritiker hatten vorher befürchtet, dass die Angst vor Islam und Migranten das Ergebnis beeinflussen könnte und gefordert, Ortel auszuschließen. Der Veranstalter, die Agentur Musica Bohemica, sah dazu keinen Anlass. Nach dem Wettbewerb erklärte sie: „Auch wenn man bei einigen sagen kann, dass sich ihre Werke an der Grenze des Zulässigen befinden, haben wir keinen eindeutigen Grund gesehen, in die Abstimmung einzugreifen.“ Zudem sei der Preis ein Spiegel, der die Stimmung der Gesellschaft abbilde.
Auch Extremismus-Experten bewerten Ortel als Grenzfall. Der Sänger sieht das anders. „Ich bin weder ein Wortführer noch ein Politiker, ich bin nur ein Sänger und Liedermacher“, sagte er – aber auch, dass seine Texte unverblümt seien. „Man kann aus ihnen unsere Meinung herauslesen.“ Die deckt sich oft mit den Ansichten der extremen Rechten. So wurde das Lied „Hadr“ („Lumpen“) aus dem Jahr 2007 zur Hymne der heute verbotenen „Arbeiterpartei“ (Dělnické strany). Die rechtsextreme Partei DSSS veröffentlichte nach der Abstimmung, an der sich insgesamt 140.000 Menschen beteiligt hatten, einen Glückwunsch an Ortel und wünschte sich, „dass es im nächsten Jahr Gold wird“.
Mit musikalischem Können wird der Band Ortel das nicht gelingen, meint der Kritiker Josef Martínek von iReport.cz. „Ihre Produktion ist unterdurchschnittlich, die Texte auf dem intellektuellen Niveau eines Kindes. Die Band hat damit nur die derzeitige Stimmung in der Gesellschaft getroffen und sie arbeitet mit dem manipulativsten Mittel überhaupt, mit Angst.“
Wer sich nun um die tschechische Musikbranche fürchtet, dem brachte die „Nachtigall“ in diesem Jahr allerdings auch eine beruhigende Nachricht: Als beliebtester Sänger wurde – wie schon 39 Mal zuvor – Karel Gott ausgezeichnet. Trotz seiner schweren Krankheit nahm er den Preis in der Prager Staatsoper persönlich entgegen.
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?