Baguettes, Studenten und Wolfshunde
Vom Morgenkaffee bis zum Absacker: Fünf Gastronomie-Tipps aus der PZ-Redaktion
16. 12. 2015 - Text: PZ
Frühstücken im Café Milléme
Vom Frühstücken halten die meisten Prager nicht gerade viel. Zum Glück gibt es in dieser Stadt aber auch Leute, die großen Wert darauf legen – etwa die Franzosen, die vor gut vier Jahren am Platz Jiřího z Poděbrad (Prag 2) das Café „Milléme“ eröffneten. Seitdem bieten sie ihren Gästen ab 8 Uhr morgens nicht nur hervorragenden Kaffee an, sondern dank hauseigener Boulangerie und Patisserie auch frische Backwaren. Neben Croissants, Baguettes (auch belegt) und süßem Gebäck wie Plunderteig mit Schokoladen- und Rosinenfüllung (Pain au chocolat bzw. Pain aux raisins) oder Palmiers (Schweineohren) stehen auch Omelettes und Quiches zur Auswahl. Von den erhöhten Preisen sollte man sich nicht abschrecken lassen, sie sprechen tatsächlich für die Qualität. [Nachtrag: seit Februar 2018 befindet sich das Café in der Klimentská 34, Prag 1]
Mittags im Maitrea
Unweit des Altstädter Rings befindet sich ein wahres Paradies für Vegetarier. Auf der Karte des Restaurants Maitrea (Týnská ulička 6, Prag 1) stehen überraschende Kreationen mit internationaler Ausrichtung. So reicht das Vorspeisenangebot vom koreanischen Kimchi-Salat über Rote-Bete-Tatar mit Ziegenkäse bis hin zu Spinat-Palatschinken mit Auberginencreme. Bei den Hauptspeisen überzeugen exotische Kombinationen wie der gebratene Seitan mit Pilzen und einem Salat mit Nuss-Orangen-Dressing genauso wie die typisch böhmische Svíčková. Und auch die Preise lassen sich sehen: Kein Gericht kostet mehr als 195 Kronen.
Nachmittags im Literaturcafé
Václav Havel hat den Weg gefunden, für Touristen ist die „Týnská literární kavárna“ aber leicht zu übersehen. Nur fünf Gehminuten vom Altstädter Ring entfernt (Týnská 6, Prag 1) ist es der perfekte Rückzugsort mitten im Zentrum. Wer eine große Auswahl an Kuchen erwartet, ist in einem der bekannten Kaffeehäuser (Slavia, Orient, Národní) besser aufgehoben. In der Týnská stehen nur Medovník, Sachertorte (je 45 Kronen) und Gebäck („rakvičky“) auf der Karte. Dafür schmecken Kaffee (zum Beispiel türkisch, irisch oder mit Amaretto für 34 bis 62 Kronen) und heiße Schokolade köstlich. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich am Nebentisch gerade Studenten zum Tandem-Sprachkurs treffen.
Abendessen im „Parlament“
Das Restaurant „U Parlamentu“ (Valentinská 8, Prag 1) ist eine sichere Insel im Touristen-Meer der Altstadt. Hier ändert sich wenig – und alles, was beim Alten bleibt, behält seine Qualität. Wer in Prag böhmisch essen will, ist hier an der richtigen Adresse: Knödel, deftige Soßen, Gulasch, Schweinshaxe und Sauerkraut bilden die Grundlage der übersichtlichen Speisekarte. Ins Parlament gehen die meisten zum Biertrinken. Wenn man sich in dem Gasthaus umsieht, beschleicht einen das Gefühl, dass die anderen Getränke nur der Vollständigkeit halber auf der Karte stehen. Dass die Gerichte kaum wechseln, hat einen einfachen Grund: Sie sind einfach gut. Und nirgends in der Gegend schmeckt das Pilsner so lecker wie hier.
Feierabend in der Vzorkovna
Um die Bar Vzorkovna (Národní 11, Prag 1) ranken sich viele Mythen. Einen Vogel Strauß will einer dort schon gesehen haben, der andere kleine Schweine. Die beiden Wolfshunde jedenfalls sind immer da, sie gehören zum Inventar. Dass es in dem verwinkelten Kellerclub überhaupt so herrlich verwohnt aussieht, ist erstaunlich: In die Nationalstraße ist die Vzorkovna erst dieses Jahr aus der benachbarten Bartolomějská gezogen. Nicht mal die Tatsache, dass das Bier (Únětické pivo) in Gläsern und nicht in Bechern serviert wird, ändert etwas am anarchischen Gesamteindruck der Bar, in der oft spontane Jam-Sessions stattfinden.
Das Ende vom Gulasch?
Betrieb bei Jungmann