100 chinesische Millionen für Slavia
CEFC ist Eigentümer und neuer Hauptsponsor des Prager Fußballvereins
19. 1. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto:
Ob fliegen, brauen oder Fußball spielen – die chinesische Unternehmensgruppe CEFC streckt ihre Fühler weiter nach Tschechien aus. Anfang Januar schloss sie einen Vertrag mit Slavia Prag ab, demzufolge die Asiaten den Traditionsverein in den nächsten drei Jahren als Hauptsponsor mit mehr als 100 Millionen Kronen (knapp vier Millionen Euro) unterstützen werden. Doch das ist nicht alles. Seit Herbst vergangenen Jahres ist CEFC bereits Mehrheitseigentümer von Slavia.
„CEFC investiert in Tschechien, als ob das Unternehmen übers Wochenende zu einer Shopping-Tour ins Einkaufszentrum gehen würde“, hatte bereits im September Analyst David Marek von der Beratungsgesellschaft Deloitte erklärt. Damals hatte das Unternehmen am Rande einer China-Reise von Präsident Miloš Zeman mehrere Verträge unterzeichnet und angekündigt, dass es fast 50 Prozent der Fluggesellschaft Travel Service übernehmen werde, außerdem mit Partnern knapp 80 Prozent der Brauerei Pivovary Lobkowicz sowie Minderheitsanteile der Medienunternehmen Médea Group und Empresa Media. Dass auch Slavia auf der Einkaufsliste stand, ist wohl kein Zufall: CEFC übernahm Anfang September 60 Prozent der Aktien des Vereins. Diese hatte vorher der ehemalige Verkehrsminister Aleš Řebíček besessen. Die übrigen 40 Prozent gehören dem Milliardär Jiří Šimáně, Präsident des Clubs und zugleich Miteigentümer der Fluggesellschaft Travel Service.
„Ich werde kein Geheimnis daraus machen, dass der Verein – vor allem was die Finanzen betrifft – in einem viel schlimmeren Zustand war, als wir uns vorgestellt haben“, kommentierte den Vertragsabschluss Anfang Januar Jaroslav Tvrdík, ehemaliger Verteidigungsminister und Wahlkampfmanager der Sozialdemokraten, nun als Vertreter von CEFC in Europa für den Einstieg des Unternehmens bei Slavia verantwortlich. Vor einigen Jahren war er eine Zeit lang Direktor des ehemals staatlichen Flugunternehmens České aerolinie, das mittlerweile unter anderem Travel Service gehört.
Vielen Slavia-Fans dürften diese Verstrickungen egal sein – wichtig war, einen Investor für den verschuldeten Verein zu finden. Mit dem neuen Eigentümer konnte ein Insolvenzverfahren abgewendet werden. Im Winter verstärkte der Erstligist seinen Kader mit sechs Spielern. Die neuen Eigentümer wollen sich zudem um das Stadion bemühen, das dem Verein bis heute nicht gehört. „Ein Spitzenklub auf internationalem Niveau muss ein eigenes Stadion haben“, meint Tvrdík. An einer pragmatischen Lösung werde gearbeitet. Auch das dürfte die Fans freuen.
Für Stirnrunzeln könnte bei den Anhängern allerdings sorgen, dass CEFC indirekt auch beim Erzrivalen Sparta Prag mitmischt: Im Mai vergangenen Jahres kaufte CEFC für rund 79 Millionen Euro (etwa zwei Milliarden Kronen) fünf Prozent der tschechisch-slowakischen Finanzgruppe J&T. Anfang September erhöhte es diesen Anteil auf zehn Prozent. Im Rahmen von Zemans Besuch in China unterzeichneten CEFC und J&T einen Vertrag über eine strategische Zusammenarbeit. Dessen Tochter J&T Credit Investments wiederum ist Eigentümer von Slavias Erzrivale Sparta.
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