Kontraste zwischen Kontinenten
In der Leica Gallery zeigen Eva Fukas Fotografien einen ambivalenten Blick auf Europa und die USA
21. 2. 2013 - Text: Linda LorenzText: Linda Lorenz; Foto: Leica Gallery
Es ist ein harter Schnitt, den der Besucher in der Leica Gallery zu spüren bekommt. Derzeit zeigt eine Schau Eva Fukas Fotografien aus einem Leben zwischen den Metropolen Prag und New York. So unterschiedlich die beiden Städte sind, so verschieden sind auch die ausgestellten Werke. Eva Fuka wurde 1927 in Prag geboren und begann schon als Kind mit einer alten Leica, die sie von ihrem Vater geschenkt bekam, zu fotografieren. Sie besuchte die Grafikschule in Prag Smíchov sowie die Akademie der Bildenden Künste. 1967 emigrierte Fuka mit ihrer Familie nach New York.
Die Fotografin ist eine glühende Verehrerin des Surrealismus. Spuren dieser Kunstrichtung sind besonders in ihren New Yorker Werken ersichtlich. In collagenhafter Symbiose verschwimmen Wahrheit und Illusion miteinander. Zum Beispiel auf dem Bild „Blick aus einem Helicopter“, in welchem das Cockpit mit der Skyline von New York verschwimmt, indem die Künstlerin zwei Bilder übereinandergelegt hat. Dieser surreale Blickwinkel verliert sich, wenn man auf ihr Prager Schaffen schaut. Diese Bilder strahlen eine tiefe Ruhe aus – beinahe idyllisch wirken die Objekte auf den Betrachter. Eben noch dem New Yorker Weltstadtlärm ausgeliefert, tragen die Prager Impressionen den Besucher in ein nahezu erholsames Umfeld. Doch eines haben die Bilder zwischen den Kontinenten gemeinsam: Fuka spielt immer mit einem Hauch Tristesse. Interessant ist hierbei, auf welch unterschiedliche Art und Weise sich die Melancholie einer amerikanischen und jene einer europäischen Großstadt äußert. In New York ist es die erdrückende Leuchtreklame, der Bauarbeiter bei der Mittagspause oder die kahlen, über allem thronenden Wolkenkratzer. In Europa bedeutet Melancholie zwei vom Krieg gezeichnete Soldaten, Kopfkissen auf dem Gartenzaun oder ein einsamer Mann am See.
Momente retten
Wenn Eva Fuka Menschen porträtiert, gleichen diese Motive jenen des französischen Fotografen Robert Doisneau (1922–1994). Als besonders herausragend gilt es die Darstellung eines jungen Mädchens („Kind der Ewigkeit“) um 1945 zu erwähnen. Es sitzt auf der Straße, in einem Kleid, das mal sauber und edel war. Das Kind ist von Kopf bis Fuß schmutzig, die Haare sind zerzaust. Doch bei allem scheinbaren Elend blitzt aus den Augen des Mädchens ein wissbegieriger Blick hervor.
So könnte dieses Bild auch eine Metapher dessen sein, was Eva Fuka über ihre Arbeit sagt: „Fotografie öffnet mir die Augen, um einzigartige Momente zu retten – sonst bin ich dazu verdammt, verloren zu sein.“ Mittlerweile gehört die 85-Jährige zu den bedeutendsten Fotografinnen Tschechiens – obwohl sie bis 1989 in ihrem Heimatland kaum jemand kannte. Das änderte sich erst, als sie ein Jahr später in die Tschechoslowakei zurückkehrte. Heute lebt sie abwechselnd in Paris, New York und Prag.
Eva Fuka – Fabulation. Leica Gallery (Školská 28, Prag 1), geöffnet: Mo.–Fr.: 9–21 Uhr, Sa./So.: 14–20 Uhr, Eintritt: 70 CZK (ermäßigt 40 CZK), bis 14. April
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