Der Schlüssel zum Glück
Regierung diskutiert über Lizenzgebühren für Volksmusik
17. 2. 2016 - Text: Corinna Anton, Foto: Honzula/CC BY 3.0
Peter Alexander wusste es. „Glaub’ mir, aus Böhmen kommt die Musik“, sang der österreichische Schauspieler und Schlagerstar in den achtziger Jahren. „In diesem wunderschönen Land/ ist jeder ein Musikant.“ Wie musikalisch Premierminister Bohuslav Sobotka und seine Minister sind, darüber sind bisher keine Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen. In der vergangenen Woche standen jedoch „Volkslieder unbekannter Autoren“ auf ihrer Tagesordnung. Einen Kanon wird die Regierung – auch wenn sie sonst gerne mehrstimmig auftritt – dabei kaum angestimmt haben. Gegenstand der Debatte war ein Vorschlag aus dem Senat. Er zielt darauf ab, dass Musiker künftig keine Lizenzgebühren mehr zahlen müssen, wenn sie Volkslieder aufführen, deren Urheber niemand kennt. Sie wollen Musikgruppen und Konzertveranstaltern das Leben leichter machen, begründen die Senatoren ihren Vorstoß. Bisher müssen Künstler vorher bei der Autorenvereinigung angeben, welche Lieder sie spielen werden, und je nach Besucherzahl und Art der Veranstaltung eine Gebühr entrichten.
Eine besondere Leidenschaft für Volksmusik hat unter den Ministern nun offenbar niemand entdeckt. Die Regierung werde einen neutralen Standpunkt vertreten und den Vorschlag aus dem Senat weder unterstützen noch ablehnen, hieß es nach der Diskussion. Man fürchte jedoch, dass Ausnahmen für Volksmusiker zu gewissen Rechtsunsicherheiten auf beiden Seiten führen könnten.
Miloš Zeman hat sich – entgegen seiner sonstigen Gewohnheit – diesmal noch nicht dazu geäußert, ob er ein solches Gesetz unterzeichnen würde. Beobachter gehen aber davon aus, dass es am Präsidenten nicht scheitern sollte. Schließlich ist er ein bekennender Liebhaber volkstümlicher Tradition und gewiss textsicher, wenn es darum geht, eines der schönsten Lieder auf den Wein anzustimmen („Vínečko bílé …“). Und bestimmt weiß auch er, was schon Peter Alexander über die (Volks-)Musik wusste: „Sie ist der Schlüssel zum Glück/ und alle Türen sperrt sie auf, bis in den Himmel hinauf.“
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