Luxus statt Graffiti-Kunst
Auf dem teuersten Grundstück Prags soll ein modernes Hotel entstehen
21. 2. 2013 - Text: Martin NejezchlebaText: mn/čtk; Foto: Dittrich a.s.
Parkplätze erregen normalerweise nicht die Aufmerksamkeit von Touristen. In Prag gibt es eine Ausnahme: eine unbebaute Asphaltfläche am Boulevard Národní třída unweit des Nationaltheaters. Sie fällt nicht nur auf, weil sie mitten in der denkmalgeschützten Innenstadt liegt, sondern auch weil die Gemäuer dahinter ein monumentales Graffiti schmückt. Bekannt ist das Grundstück auch wegen seines Preises. 2005 verkaufte es die Stadt für rund 184 Millionen Kronen (etwa 7,2 Millionen Euro) – bis heute eine Rekordsumme.
Nun steht einer der bedeutendsten Straßen der Hauptstadt eine entscheidende Veränderung bevor. Nach Abschluss von archäologischen Grabungen soll dort ein luxuriöses Hotel entstehen. Jaroslav Podliska von der Denkmalschutzbehörde (NPÚ) rechnet damit, dass die Forschungen im April beginnen und bis zu sieben Monate dauern könnten. Das Grundstück wird momentan für die Grabungen vorbereitet, Teile benachbarter Gebäude werden eingerissen.
Nachdem die Archäologen das Feld geräumt haben, beginnen die Bauarbeiten an dem modernen Fünf-Sterne-Hotel. Zur Straße hin soll nach den Entwürfen des Architekten Martin Tycar vom Prager Studio „Znamení čtyř“ eine spielerisch aufeinander geschichtete, viergliedrige Fassade entstehen. Gleichzeitig soll ein benachbartes Barock-Palais renoviert werden und ein großzügiger Innenhof entstehen.
Das Objekt, für das bereits vor sieben Jahren eine Baugenehmigung erteilt wurde, wird vor allem von der Initiative „Klub za starou Prahu“ („Klub für das alte Prag“) kritisiert. Den Entwurf nennen sie einen „brutalen Eingriff“ in die Struktur der benachbarten Bebauung, das Gebäude sei überdimensioniert.
Laut Mitarbeitern des Architekturbüros ist es jedoch durchaus möglich, dass es noch zu Umgestaltungen des Gebäudes kommt. Der Investor Petr Němec habe das Projekt vor einigen Jahren gekauft, mögliche Änderungen habe er sich vorbehalten. Die Baugenehmigung, gegen die laut Denkmalschutzbehörde keine Bedenken vorlagen, bezieht sich jedoch ausschließlich auf das Modell von Tycar. Etwaige Abweichungen müssten neu verhandelt werden. Laut Němec werde momentan mit potentiellen Hotelbetreibern verhandelt.
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