Mit Ideen Grenzen überschreiten
Start-ups finden hierzulande gute Bedingungen – und profitieren von großen Partnern
4. 5. 2016 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: APZ
Die Socken machen wohl den Unterschied. Wer sich fragt, was ein Start-up von einem etablierten Unternehmen abhebt, findet mehrere Definitionen. Ein Start-up ist neu, wächst schnell und im besten Fall erreicht es mit seiner Geschäftsidee bald einen hohen Wert. Und wahrscheinlich tragen die Gründer bunte Socken zum Anzug. Das konnte man zumindest kürzlich in Prag beobachten, als die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) Start-ups eingeladen hatte, um sie mit Vertretern großer Betriebe zu vernetzen.
Dass noch nicht einmal ein Anzug notwendig ist, um Erfolg zu haben, beweist Oliver Dlouhý. „Start-ups und etablierte Firmen brauchen sich gegenseitig“, sagte er bei der Veranstaltung. „Aber sie sprechen in gewissem Maße unterschiedliche Sprachen.“ Dlouhý hat sich mit dem Start-up Skypicker auf den Online-Verkauf von Flugtickets spezialisiert. Der Umsatz des Unternehmens wuchs im vergangenen Jahr von 140 Millionen auf zwei Milliarden Kronen, die Zahl der Mitarbeiter verzehnfachte sich auf 300. In diesem Jahr, so erklärte die Firma im Januar, hoffe sie auf etwa zehn Milliarden Kronen Umsatz und 1.000 bis 1.500 Beschäftigte.
Skypicker ist auch deshalb so schnell gewachsen, weil das Start-up mit Global Playern zusammenarbeitet. Dass solche Kooperationen Vorteile für beide Seiten bringen, glaubt auch die DTIHK, die deshalb einen Wettbewerb ausgeschrieben hat. Die Aufgaben stellten sechs Unternehmen: Der Fahrzeugteilehersteller Brose zum Beispiel wünscht sich eine eigene App, die die interne Kommunikation erleichtern soll, Eon möchte mit Hilfe moderner Technologien beliebter werden und Škoda das Auto der Zukunft entwickeln. Start-ups, die an dem Wettbewerb teilnehmen möchten, können sich aussuchen, für welche Firma sie nach einer Lösung suchen. Für Juni sind Workshops geplant, Einsendeschluss ist am 15. September.
Guter Standort
Dass große Partner für Start-ups wichtig sind, bestätigt auch Pavlína Zychová. Vor einem Jahr hat sie MyStay mitgegründet. Die letzten Monate hat sie für das Unternehmen in Kuala Lumpur verbracht, gerade hat sie eine Zweigstelle in Amsterdam eröffnet. Das Produkt, eine App für die Kommunikation zwischen Hotels und ihren Gästen, hat die Juristin zunächst in ihrer Freizeit mitentwickelt. „Gründerin zu sein, heißt jeden Tag Grenzen zu überschreiten“, sagt die 29-Jährige, deren Kunden sich vor allem in Tschechien, der Slowakei, den Niederlanden und Asien befinden.
Tschechien hält Zychová für einen guten Standort für Start-ups, in der IT-Branche sogar für einen der besten der Welt. Nach Zielen für ihr eigenes Unternehmen gefragt, sagt sie: „In fünf Jahren werden weltweit mindestens zehn Prozent aller Hotels, auf die wir abzielen, unser System verwenden.“ Das sei eine Vision, gibt sie zu – aber als Start-up darf man solche Visionen durchaus haben.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen