Magische Mandalas
Malbücher für Erwachsene bescheren Koh-i-Noor Hardtmuth Rekordnachfrage
18. 5. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ
Es ist längst nicht mehr komisch, dass erwachsene Menschen einen Buntstift in die Hand nehmen und Mandalas ausmalen. Die vorgedruckten Muster farbig zu gestalten, liegt gerade im Trend – es soll unter anderem eine entspannende Wirkung haben. In České Budějovice ist der Boom der Malbücher für Erwachsene besonders zu spüren. Dort fertigt der Stiftehersteller Koh-i-Noor Hardtmuth Schul- und Bürobedarf – und kommt bald nicht mehr hinterher. Weil immer mehr Menschen in ihrer Freizeit zu Buntstiften greifen, ist die Nachfrage nach manchen Produkten um 600 Prozent gestiegen. Die Firma macht so gute Geschäfte wie noch nie seit 1989.
Das Unternehmen stellt in České Budějovice jeden Tag etwa eine Million Bunt- und Bleistifte her. „Wir sind schon an der Grenze unserer Kapazitäten und können die Produktion aus technischen Gründen nicht mehr steigern“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Vlastislav Bříza in der vergangenen Woche. „Wir mussten eine weitere Schicht einführen und suchen nach Mitarbeitern.“
Der Jahresabschluss für 2015 ist zwar noch nicht fertig. Bříza zufolge ist aber bereits jetzt klar, dass sich der Gewinn auf etwa 100 Millionen Kronen (rund 3,6 Millionen Euro) belaufen werde und der Umsatz auf rund eine Milliarde Kronen (knapp 37 Millionen Euro). Er rechnet damit, dass die Nachfrage nach Buntstiften das ganze Jahr über nicht zurückgeht. Im Gegenteil: Im Spätsommer, kurz vor Ende der Sommerferien, werde sie wahrscheinlich noch steigen, weil Eltern dann ihre Kinder fürs neue Schuljahr ausrüsten.
Doch nicht nur malende Erwachsene sorgen derzeit für volle Auftragsbücher in Südböhmen. Dem Unternehmen ist es auch gelungen, dass die beiden größten US-amerikanischen Handelsketten für Künstlerbedarf seine Produkte verkaufen.
Bříza zufolge habe es sich ausgezahlt, dass Koh-i-Noor Hardtmuth den Großteil des Sortiments weiterhin in České Budějovice produziert. „Die Konkurrenten verlagerten in den neunziger Jahren die Fertigung nach China und in den Nahen Osten. Heute interessieren sich die Kunden für hochwertige Buntstifte mit dem Aufdruck Made in Czech Republic.“ Zwar hatte auch der tschechische Stiftehersteller in China produziert, allerdings nur einen kleineren Teil des Sortiments.
Im Werk in České Budějovice hat sich in der vergangenen Woche auch der US-amerikanische Botschafter Andrew Schapiro umgeschaut. „Wir alle kennen diese Buntstifte, aber wir wissen nicht, wie sie hergestellt werden“, sagte er – und war erfreut darüber, dass Koh-i-Noor Hardtmuth Holz aus seiner Heimat verwendet.
Seine Kinder hätten ihn bei der Besichtigung gerne begleitet, erzählte der Diplomat. „Sie malen jeden Tag mit Buntstiften.“ Ob auch er gelegentlich ein Malbuch zur Hand nimmt, verriet er aber nicht.
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