Kaffee, Wein und Nilpferd
Keine Touristenfallen: Wo man in der Nähe der Burg essen und trinken gehen kann
8. 6. 2016 - Text: Jan Nechanický, Titelbild: Tomasz Dunn, CC BY 2.0
Dobrá trafika
Auf den ersten Blick sieht die „Dobrá trafika“ nicht gerade wie ein Café aus. „Der gute Zeitungsladen“, wie das unscheinbare Lokal übersetzt heißt, verkauft nämlich auch Tabakwaren, Zeitschriften und Souvenirs. Hat man das Geschäft passiert, kommt man in ein gemütliches, jedoch oft verrauchtes Café. Hier kann man einen ruhigen Nachmittag mit einem Buch verbringen, frühstücken oder abends mit Freunden bei einem Wein zusammensitzen. Im Sommer lädt ein Freisitz im Hof ein. Wer ein richtiges Gericht essen will, sollte sich ein anderes Lokal suchen. Das Angebot an Speisen ist bescheiden: Sandwiches, eingelegter Hermelín-Käse und gefüllte Tortillas (jeweils 55 Kronen) stehen auf der Karte. Zum Frühstück gibt es Müsli (45 Kronen) oder Käseplatten (67 Kronen). Die Auswahl an Kaffee- und Teesorten ist groß. Einen Espresso erhält man für 27 Kronen, verschiedene Teesorten für 40 bis 60 Kronen. Die Bedienung ist nicht immer freundlich, das Manko gleicht aber die ruhige Atmosphäre aus.
Újezd 37, geöffnet Mo.–Fr. 6.30 bis 23 Uhr, Sa. 7.30 bis 23 Uhr, So. 9 bis 23 Uhr; Tel. 224 256 338
Kavárna mlýnská
Das Café in der alten Mühle im Herzen des Kampa-Parks ist ein Zufluchtsort für alle, die sich vom Touristenstrom in der Innenstadt erholen wollen. Zu ihm gelangt man über eine kleine Brücke, die von der Kampa-Insel über den Teufelsbach (Čertovka) führt. Den Gast empfängt ein gemütlicher Biergarten, an den sich ein geräumiges Lokal mit angenehmem Studentenflair schließt. Die Bar hat der Künstler David Černý entworfen. Das Angebot an Speisen ist übersichtlich, man wird jedoch satt. Serviert werden beispielsweise Sandwiches (49 Kronen), Käseplatten (99 Kronen), verschiedene Suppen (44 Kronen) und Hummus mit Fladenbrot (79 Kronen). Von den gezapften Bieren ist das aus Vinohrady zu empfehlen, ein halber Liter kostet 39 Kronen. Liebhaber des edlen Tropfens dürften von der großen Auswahl an Weinen angenehm überrascht sein.
Všehrdova 14, geöffnet: täglich 12 bis 24 Uhr; Tel. 420 257 313 222
U Hrocha
Im „U Hrocha“ sollte man entweder reservieren oder am frühen Nachmittag kommen. „Zum Nilpferd“, wie die Kneipe auf Deutsch heißt, gehen viele Prager auf ein Feierabendbier – dementsprechend laut ist es hier. Unter dem gotischen Gewölbe stehen einige Tische, an denen die Gäste zusammenkommen. Durstige, die sich ungestört unterhalten wollen, sollten lieber ein Café in der Nähe aufsuchen. Das Lokal wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen, hat aber viel Charme. Es ist wahrscheinlich eines der letzten auf der Kleinseite, das noch nicht vom Geschäft mit dem Tourismus erobert wurde. An der Wand hängt ein Bild von Kaiser Franz Joseph I., ein Schild darunter warnt auf Deutsch und Tschechisch: „Politische Gespräche verboten.“ Eine Speisekarte gibt es nicht. Die Kleinigkeiten, die zum Bier (35 Kronen pro Halbliter) angeboten werden, sind auf einer Tafel aufgeführt. Serviert werden beispielsweise eingelegter Hermelín-Käse (50 Kronen), Schweineschnitzel vom Grill (90 Kronen) und Rollmops (45 Kronen).
Thunovská 10, geöffnet: täglich 12 bis 23.30 Uhr, Tel. 257 533 389
U sedmi Švábů
Wer „bei den sieben Schwaben“ einkehrt, sollte nicht empfindlich sein. Im Keller liegt eine Leiche, ein Skelett genauer gesagt, das manchen Gast wohl kurz zusammenzucken lässt. Und beim Abendessen kann es passieren, dass plötzlich eine Bauchtänzerin auftaucht, die Besucher zum mitmachen auffordert oder sie mahnt, während der folgenden Feuershow auf ihren Plätzen sitzen zu bleiben – aus Sicherheitsgründen. Das Lokal ist auf Touristen eingestellt, aber keine Falle. Ein Krušovice vom Fass kostet 29 Kronen pro halber Liter, Pilsner Urquell 36 Kronen. Gekocht wird nach Rezepten aus dem 15. und 16. Jahrhundert, mit Zutaten, die schon im Mittelalter verwendet wurden. Als Vorspeise wird zum Beispiel Griebenschmalz mit Zwiebeln und Äpfeln (50 Kronen) serviert, als vegetarisches Gericht pikante Hirsepuffer mit Sauerkraut und Röstzwiebeln (125 Kronen) und als Hauptgang Räucherfleisch mit Semmelknödeln und Sauerkraut (225 Kronen). Zum Nachtisch gibt es flambierte Pfannkuchen mit Schokolade, Obst und Schlagsahne (125 Kronen). Man kann daran zweifeln, dass das auch schon im Mittelalter auf den Tisch kam – oder einfach den Honigwein genießen, der zum Essen gereicht wird.
Nerudova 31, geöffnet: täglich 12 bis 23 Uhr, freitags bis sonntags ab 11 Uhr, Tel. 257 531 455
U Černého vola
Es gibt wohl kaum einen Prag-Besucher, der nicht auf der Burg war. Am Lokal „U Černého vola“ laufen die meisten jedoch vorbei. Man passiert den Loretoplatz Nummer eins allzu schnell, wenn man nicht genau auf das Schild mit dem schwarzen Ochsen achtet. Seit 1965 befindet sich hinter der barocken Fassade eine Kneipe. Da Touristen nicht gerade zum Zielpublikum gehören, wird man mitunter mürrisch begrüßt. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. In dem urigen Lokal gibt es helles und dunkles Kozel vom Fass (31 Kronen der halbe Liter) und einfache Gerichte zu einem für diese Lage erstaunlich günstigen Preis. Auf den Tisch kommen etwa gebratene Knödel mit Rührei und Gurkensalat (48 Kronen), frittierter Käse (55 Kronen) und Wiener Würstchen. Besonders empfehlenswert sind die „Topinky“ – geröstete Brotscheiben mit Butter und Knoblauch, die hier mit Blauschimmelkäse überbacken werden (25 Kronen).
Loretánské nám. 1, geöffnet: täglich 10 bis 22 Uhr, Tel. 220 513 481
Das Ende vom Gulasch?
Betrieb bei Jungmann