Ústí auf die Leinwand

Ústí auf die Leinwand

Regionalbüro will Filmemacher nach Nordböhmen locken

31. 8. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Walt Disney Pictures

Prag hat die Burg, Český Krumlov sein Schloss und die Böhmische Schweiz das Prebischtor. Die märchenhafte Kulisse tschechischer Orte hat schon viele Filmemacher überzeugt. In zahlreichen Holly­wood-Produktionen – unter anderem „Die Chroniken von Narnia“, „James Bond – Casino Royale“ und „Mission Impossible“ – sind sie zu sehen. Auch der Kreis Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) will auf den Filmtourismus bauen. Er hat nun ein Regionalbüro eingerichtet, das Produzenten den Dreh erleichtern soll. Wie die Sprecherin des Kreises Lucie Dosedělová Ende August bekanntgab, soll es Filmemachern Tipps für interessante Orte rund um Ústí nad Labem geben – und auch mehr Touristen in die Region locken. Denn dort steht zwar das berühmte Prebischtor. Bekannt ist der Kreis vielen aber bisher vor allem für eine hohe Arbeitslosenquote und schlechte Luft im Bergbaugebiet um Most.

Laut Dosedělová ist das Interesse am Filmort Nordböhmen in der jüngsten Zeit sowohl unter einheimischen als auch ausländischen Produzenten gewachsen. Das Regionalbüro soll Aufträge vermitteln und Filmemachern bei der Kommunikation mit Behörden helfen, beispielsweise wenn es um die Aushandlung von Bedingungen für den Dreh geht oder um die Nutzung von Gebäuden und Geländen, für die das Nationale Denkmalamt, eine Gemeinde oder die Staatliche Forstverwaltung Lesy ČR zuständig ist. Wie Dosedělová sagt, könne ein solches Büro zudem Kontakte zu lokalen Firmen herstellen und für die Verpflegung und Unterkunft der Crew sorgen.

Das Regionalbüro werde eng mit den Gemeinden kooperieren, die Vorschläge für attraktive Standorte einbringen. So soll schrittweise ein Netzwerk von Städten, Gemeinden, Institutionen und privaten Einrichtungen entstehen, die Filmproduktionen unterstützen. „Wir wollen durch die Filme auch auf die interessaten Orte im Kreis Ústí nad Labem aufmerksam machen und sie unter einem etwas anderen Blickwinkel vorstellen, als sie bisher präsentiert wurden“, so Dosedělová. Von der Filmindustrie erhofft sich der Kreis nicht nur ein besseres Image, sondern auch wirtschaftlichen Aufschwung und steigende Besucherzahlen. „Deshalb wollen wir auch Orte anbieten, die bisher noch niemand entdeckt hat“, sagt Dosedělová.

In der Region haben bereits einige Stätten als Kulisse für Filme gedient. So wurde das Märchen „Pyšná princezna“ („Stolze Prinzessin“) aus dem Jahr 1952 in Dolský mlýn (Grundmühle) in der Böhmischen Schweiz gedreht; die letzte größere Produktion waren „Die Chroniken von Narnia“. Über Filmbüros verfügen auch andere Kreise in Tschechien; sie wirken zum Beispiel in Liberec, Karlovy Vary und Ostrava. 


Bollywood in Tschechien
Seit 2010 fördert die Tschechische Filmkommission ausländische Produktionen. Einer der ersten Regisseure, die davon profitierten, war Imtiaz Ali. Vor sechs Jahren drehte der Inder seinen Film „The Rockstar“ in Tschechien. Ende August kehrte Ali nach Prag zurück, um sein romantisches Drama „The Ring“ zu filmen. Im Sommer 2017 soll es in die Kinos kommen. Der 150-köpfigen Filmcrew gehören 90 Tschechen an; in 16 Drehtagen hat das Team nahezu 50 Millionen Kronen (etwa 1,8 Millionen Euro) ins Land gebracht. Vor allem im Sommer und im zweiten Halbjahr 2016 nutzten internationale Produktionen tschechische Studios, sagt Ludmila Claussová von der Tschechischen Filmkommission. Besonders die historischen Kulissen lockten ausländische Filmemacher an. Im vorigen Jahr förderte der tschechische Staat ausländische Produktionen mit etwa 800 Millionen Kronen (knapp 30 Millionen Euro) – und zog im Gegenzug Investitionen in Höhe von 4,5 Milliarden Kronen an Land, so viel wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Von Alis neuem Film erhofft sich Claussová großen Erfolg. Im Schnitt würden 20 Millionen Inder seine Bollywood-Streifen im Kino ansehen.   (fn/čtk)