„Nachbarn, auf die man sich verlassen kann“
Sachsen und Tschechien wollen ihr Forschungsnetzwerk ausbauen
14. 9. 2016 - Text: Helge HommersText: Helge Hommers; Foto: APZ
Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage beleben den binationalen Austausch von Dresden bis Prag seit fast zwei Jahrzehnten. So fruchtbar wie diese Kooperation soll in Zukunft auch die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung sein. Eine Plattform dafür bildet der 2015 begründete „Sächsisch-Tschechische Innovationstag“, der vergangenen Freitag im Sächsischen Verbindungsbüro auf der Prager Kleinseite stattfand. Zahlreiche Wissenschaftler und Politiker tauschten sich zum Thema „Materialien, Werkstoffe und Rohstoffe“ aus. Konferenzteilnehmer präsentierten Forschungsergebnisse und berichteten von gemeinsamen Projekten.
Die prominentesten Gäste kamen aus der Politik. Die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Eva-Maria Stange (SPD) sowie der tschechische Vizepremier Pavel Bělobrádek (KDU-ČSL) betonten die Notwendigkeit enger wissenschaftlicher Kontakte. Stange meinte mit Blick auf den internationalen Konkurrenzdruck, dass „eine europaweite Strahlkraft nur zu erzielen sein wird, wenn sich die beteiligten Akteure in Wissenschaft, Technologietransfer und Wirtschaft regional gut und nachhaltig vernetzen“.
Die Teilnehmer lobten die Zusammenarbeit zwischen der Technischen Universität Dresden und der TU Liberec, deren Forschungsschwerpunkt auf Nanomaterialien und Textilien liegt. Derzeit arbeiten das Dresdener Max-Planck-Institut für Zellbiologie und Genetik sowie das Institut für molekulare Genetik in Vestec bei Prag an einem gemeinsamen Forschungsprojekt.
EU-Fördergelder im Visier
Wenn sich sächsische und tschechische Wissenschaftler künftig intensiver austauschten, so das Resümee der Veranstaltung, könnte die Partnerschaft auch international eine führende Rolle spielen.
Stange betonte, dass es nicht nur wichtig sei, „schwache Forschungsfelder zu stärken“, sondern auch „in den starken Forschungsbereichen den Anschluss nicht zu verlieren“. Besonders wichtig sei daher die Abschöpfung von EU-Fördergeldern. In Sachsen unterstützt die Projektstelle „Zeus“ die Hochschulen bei der Bewerbung um solche Mittel. Von „Zeus“ könnten in Zukunft auch tschechische Hochschulen profitieren, die mit Bildungsinstitutionen des Freistaats kooperieren. Das Förderprogramm der Europäischen Kommission „Horizont 2020“ zielt auf solche bi- und multinationalen Projekte ab und stellt in den Jahren 2014 bis 2020 bis zu 80 Milliarden Euro zur Verfügung.
Bělobrádek – neben seiner Funktion als Vizepremier auch Regierungsbeautragter für Wissenschaft, Forschung und Innovation – betonte, dass „gemeinsam mehr möglich ist“. Er riet außerdem davon ab, Partner in Übersee oder auf anderen Kontinenten zu suchen – schließlich hätten beide Seiten „einen direkten Nachbarn, auf den man sich verlassen kann“. Und als ob es dafür eines Beweises bedürfe, versprach Stange, die Fortsetzung der Sächsisch-Tschechischen Innovationstage zu fördern. Zugleich lud sie die Anwesenden zur ersten „Woche des Technologietransfers“ im November nach Dresden ein.
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