Endlich frische Luft

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Warum die nordböhmische Stadt Mimoň eine Schweinefarm gekauft hat

14. 9. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: APZ

Noch vor kurzem sei die Stadt Mimoň, rund 18 Kilometer östlich von Česká Lípa, wie gelähmt gewesen. „Wenn jemand im Sommer hier ankam, dann drehte er sich wieder um und fuhr ab“, sagt Bürgermeister František Kaiser. Eine Schweinefarm habe mit ihrem Gestank jahrelang die 6.500 Einwohner belästigt und auch Touristen sofort wieder davongejagt. Das soll sich nun ändern. Am Montag ersteigerte die Stadt die knapp neun Hektar große Fläche, auf der sich der Mastbetrieb befindet.

Kaiser zufolge hat sie dafür 24 Millionen Kronen (knapp 890.000 Euro) gezahlt, mehr als das Doppelte des Mindestgebots. Obwohl sich die Stadt für den hohen Betrag Geld habe leihen müssen, hätte sich die Investition gelohnt. Der Ort habe damit endlich Raum, sich weiterzuentwickeln und die Chance, den Gestank loszuwerden, so Kaiser.

„Im Moment sind die Verträge unterschrieben und der Kaufpreis ist bezahlt. Die ganze Stadt kann sich endlich erholen“, sagt der Bürgermeister. Seit 2012 habe das Rathaus versucht, im Parlament eine Änderung des Gesetzes durchzusetzen, das die Bürger vor schlechter Luft schützen soll. „Leider waren wir nie erfolgreich.“ Da es keine Regelung gebe, könnten die Menschen nicht gegen solche Betriebe vorgehen, meint der Bürgermeister.

Dem bankrotten Unternehmen Farma Solany gehören acht Schweineställe, in denen bis zu 12.000 Tiere gehalten wurden, sowie ein eigenes Wasser- und Elektrizitätswerk. Die Fläche will die Stadt als Industriegebiet nutzen, da es bisher vor allem an Bauland für Unternehmen fehlte. Laut Kaiser könnte dort auch der städtische Bauhof unterkommen, der mehr Fläche benötigt. Durch den Umzug würde andernorts Platz für den Bau von Eigenheimen geschaffen, so Kaiser. Die Schweine werden  Mimoň wohl für immer verlassen müssen.