Botschaften an Havel
Das Museum Montanelli würdigt das Werk des Prager Malers Václav Bláha
21. 9. 2016 - Text: Milena Fritzsche, Bilder: Museum Montanelli
Munter steigt Václav Bláha die Stufen hinauf. Schüchtern überblickt der Künstler die Gruppe von Menschen, die sich im Innenhof des Museum Montanelli versammelt hat und ihn nun erwartungsvoll ansieht. Nach der Sommerpause begrüßt das Museum seine Besucher mit einer Einzelausstellung des 67-jährigen Pragers.
Die Schau ist Teil des Projekts „Havel@80“, das die Václav-Havel-Bibliothek anlässlich des 80. Geburtstags des ehemaligen Präsidenten initiiert hat. Inwiefern sich Bláhas Bilder auf Havel beziehen, will eine Besucherin wissen. Ein direkter Zusammenhang bestünde nicht, erklärt die Kuratorin der Ausstellung. Doch wer sich mit den Bildern auseinandersetze, erkenne bald Parallelen.
Als Künstler ist Bláha seit den siebziger Jahren tätig. Ende der Achtziger trat er der Gruppe „12/15 – Pozdě ale přece“ (Besser spät als nie) bei, die sich für Meinungsfreiheit und kulturelle Vielfalt einsetzte. In seinen Arbeiten reflektiert Bláha die Situation und das Verhalten des Individuums in einem totalitären System.
Der Einzelne strebt nach Freiheit, aber findet sie nicht. Die Personen in den Bildern scheinen oft in einer ausweglosen Situation gefangen; sie sitzen gebeugt und haben resigniert. Mit einem für Bláha typischen Spiel von Licht und Schatten verdeutlicht der Maler die Gefühle der Individuen, die sich erst gegen die Repression zu wehren versuchen, sich dann aber zurückziehen und die Hoffnung aufgeben. Von ihrem Schicksal geprägt, wirken sie introvertiert, manchmal auch von Depressionen geplagt. Aus dem beschränkten Raum können sie sich nicht befreien.
Seine Werke aus den achtziger Jahren bezeichnet Bláha als Baustellen. Er wolle ausdrücken, wie Macht missbraucht wird und wie Diktaturen den Menschen die Individualität nehmen und sie damit zerstören können. Der Einzelne muss sich dem System anpassen und die Lügen mittragen oder er geht selbst zugrunde.
Die Samtene Revolution schlägt sich deutlich in den Arbeiten Bláhas aus den neunziger Jahren nieder. Die Figuren entkommen dem engen Raum und können sich frei bewegen. Die Farbtöne sind zudem heller und freundlicher, die Formen abstrakter geworden.
Seine Kunst sei nicht politisch, hat Bláha stets betont. Doch seine Sammler ließen das nicht gelten. Sie gaben im Jahr 2015 eine Serie in Auftrag, die als „Botschaften an Václav Havel“ nun Teil der Ausstellung ist. In diser Collage steht die Freiheit im Mittelpunkt. Eine gewisse Skepsis schwingt in den Bildern dennoch mit. Einerseits ist nicht jeder mit der neugewonnen Freiheit glücklich. Andererseits wird sie oft als selbstverständlich wahrgenommen, obwohl sie schwer erkämpft werden musste. Bláha beschäftigt angesichts aktueller globaler Entwicklungen die Sorge, dass die errungene Freiheit nicht von Dauer sein könnte. Zum 80. Geburtstag seines Namensvetters ist er durchaus nachdenklich gestimmt.
Václav Bláha. Museum Montanelli (Nerudova 13, Prag 1), geöffnet: täglich außer montags 14 bis 18 Uhr, Sa.–So. 13 bis 18 Uhr, Eintritt: 50 CZK, bis 30. Oktober, www.museummontanelli.com
„Wir wollen das Verbindende zeigen“
„Befreite Frauen“