Kunst im Gewächshaus
Das Festival „Fotograf“ beleuchtet das Verhältnis zwischen Kultur und Natur
20. 10. 2016 - Text: Franziska Neudert, Fotos: Fotograf festival
Wer derzeit durch den Botanischen Garten bei Albertov schlendert, könnte sich wundern. Zwischen üppigen Palmen und tropischen Schlingpflanzen hängen rätselhafte Werke. Die Fotografien und Installationen des New Yorker Künstlers Mark Dorf setzen einen seltsamen Kontrast zur grünen Welt. Sie sind Teil des Festivals „Fotograf“, das bis 8. November Kunstwerke auch jenseits traditioneller Ausstellungsorte präsentiert. Die Arbeiten zeitgenössischer Künstler finden sich außer im Botanischen Garten zum Beispiel am Bahnhof im Prager Vorort Roztoky und im Institut für Wasserwirtschaft in Dejvice.
Unter dem Motto „Kultur – Natur“ zeigen die Veranstalter Arbeiten, die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt auseinandersetzen. „Wir suchen nach neuen Definitionen, die das Verhältnis beschreiben. Zugleich soll es auch ein Appell an die moderne Gesellschaft sein“, sagt Markéta Kinterová, die für die künstlerische Leitung verantwortlich ist. „Unser Festival soll nicht einfach ein Ereignis sein, das die üblichen Erwartungen erfüllt. Wir wollen Gefühle auslösen und das Bewusstsein schärfen, dass eine Veränderung notwendig ist.“
Insgesamt 19 einheimische Künstler und 19 aus dem Ausland haben Werke konzipiert, die das Medium Fotografie teilweise überschreiten. Auch Galerien und Museen beteiligen sich am Festival. So zeigt das DOX Fotos, die Land-Art-Projekte dokumentieren, im Atelier Josef Sudek auf der Kleinseite sind Bilder des Filmemachers und Fotografen Ferdinand Bučina zu sehen und die Galerie Transitdisplay stellt Installationen aus, die sich mit Landwirtschaft und Globalisierung befassen.
In der Galerie Fotograf sind die Bilder des Brasilianers Daniel Steegmann ausgestellt. Sie setzen sich mit der Wahrnehmung des Waldes auseinander, verdeutlichen den Kontrast zwischen Natur und Zivilisation, zwischen europäischer Tradition und den Bräuchen der Naturvölker am Amazonas. Mit Fotos, Collagen, Filmen und den Gedichten des Lyrikers Stela do Patrocínio erkundet Steegmann, inwiefern Technologie die Wahrnehmung des Menschen beeinflusst.
Mit dem Sterben beschäftigt sich Dror Daum in der Ausstellung „Scared to live“, die in der „Etc. galerie“ in Vinohrady zu sehen ist. Der israelische Fotograf fragt, warum der Tod ein Tabu geworden ist, obwohl das Leben nur vor dem Hintergrund seiner Endlichkeit Bedeutung erhält. Seine Bilder verfremdet Daum, mit irritierenden Elementen macht er auf die Grenze zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit aufmerksam. Kultur wird bei ihm zu einem Phänomen, mit dem der Mensch die Natur manipuliert.
Ganz anders sind die Bilder von Ferdinand Bučina. Sie zeigen Menschen, die mit der Natur tief verbunden sind. Die Schau „Vzpomínka na Javorník“ („Erinnerung an Jauernig“) umfasst Fotografien, die an eine verlorene Zeit erinnern. In der mährisch-schlesischen Kleinstadt entdeckte Bučina während des Zweiten Weltkriegs eine ursprüngliche Lebensweise. Die Bilder haben nahezu ethnografischen Charakter – sie dokumentieren alte Werkzeuge, Trachten und die Arbeit einfacher Landleute.
Neben Ausstellungen haben die Veranstalter Workshops, Vorträge und Spaziergänge vorbereitet, bei denen sich die Besucher mit dem Thema „Kultur – Natur“ näher befassen können.
Fotograf festival, bis 8. November, www.fotografestival.cz
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