Politik mit großen Stars
Am 1. November beginnt der Vorverkauf für das Prager Theaterfestival deutscher Sprache
20. 10. 2016 - Text: Stefan Welzel, Foto: Katrin Ribbe
Die Frage, was Theater alles sein kann oder muss, ist so alt wie die Bühne selbst. Doch eines war es fast immer: ein Spiegel des Zeitgeschehens. Und so kommt auch das 21. Prager Theaterfestival deutscher Sprache nicht um die großen Themen der Weltpolitik herum. Die meisten Vorstellungen beinhalten politische Aussagen, verrät Festivaldirektorin Jitka Jílková. Vom 19. November bis 5. Dezember zeugen Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz davon, wie Theater die Realität kritisch für die Bühne verarbeitet. Tickets gibt es ab 1. November an den Vorverkaufsstellen von Ticketpro.
Den Auftakt macht die Hamlet-Inszenierung von Thomas Ostermeier. Der 48-Jährige ist einer der Großen des internationalen Theaters. Sein Hamlet genoss schon auf 28 Bühnen Gastrecht, unter anderem in Avignon und London. Der „Guardian“ rühmte das Stück als „unglaublich atemberaubende und verrückte Produktion“, die den klassischen Stoff zu einer „blutigen schwarzen Komödie“ werden lässt. In der Hauptrolle ist Lars Eidinger zu sehen.
Ostermeiers Stück lässt den Zuschauer bezüglich politischer Aktualität weitgehend in Ruhe. Was nicht erstaunt, zählt es doch schon seit acht Jahren zum Repertoire der Berliner Schaubühne. Ganz anders Yael Ronens „The Situation“. Die israelisch-österreichische Autorin und Regisseurin fordert die Zuschauer auf, sich mit dem Nahostkonflikt und der Flüchtlingskrise auseinanderzusetzen. In „The Situation“ steckt sie fünf Akteure aus Palästina, Israel und Syrien in einen Neuköllner Deutschkurs, wo sie über Krieg, Flucht, Diskriminierung und die eigene Identität in der Fremde diskutieren. Das Stück des Maxim Gorki Theaters lief im Frühling beim Berliner Theatertreffen.
Um politische Grundfragen und das Scheitern von Revolutionen kreist „Der Auftrag“ von Tom Kühnel. In dem Heiner-Müller-Drama spielt Corinna Harfouch den Verräter Debuisson als grotesken Clown. Die Stücke „Hans Schleif“ von Matthias Neukirch und Julian Klein sowie „F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig“ von Simon Meusburger setzen sich mit den Verbrechen in der Nazizeit auseinander.
Den Abschluss bildet wieder ein klassischer Stoff: Clemens Sienknecht und Barbara Bürk ergänzen Theodore Fontanes „Effi Briest“ mit dem Zusatz „Allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ und machen daraus eine kurzweilige Mischung aus Theater, Radio-Show und Liederabend.
Informationen unter www.theater.cz
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