Schätze retten
Nationalmuseum hilft Syrien beim Erhalt seines Kulturerbes
27. 10. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Bernard Gagnon/CC BY-SA 3.0
Als die Truppen des Islamischen Staates im Frühjahr 2015 die antike Oasenstadt Palmyra besetzten, waren Archäologen erschüttert. Sie befürchteten, die Terrormiliz würde das syrische Unesco-Weltkulturerbe vollständig verwüsten. So weit kam es nicht, dennoch wurde Palmyra schwer beschädigt. Hunderte weitere Kulturstätten des Landes wurden seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges geplündert und zerstört. Uralte Denkmäler gingen damit unwiederbringlich verloren.
Das Prager Nationalmuseum will Syrien bei der Erhaltung seines Kulturerbes helfen. Mitte Oktober reiste Museumsdirektor Michal Lukeš in das Land, um mit Maamoun Abdulkarim, der für den Denkmalschutz in der Republik verantwortlich ist, über die Zusammenarbeit zu sprechen. „Ich konnte direkt vor Ort sehen, dass die einfachen Menschen am meisten unter dem Krieg leiden, die Familien und Kinder. Neben dem menschlichen Leid bieten die willkürlich vernichteten Denkmäler, die Teil des Weltkulturerbes sind und von denen viele auf der Liste der Unesco stehen, einen traurigen Anblick“, sagt Lukeš. „Das Nationalmuseum der Tschechischen Republik hat sich daher entschieden, aktiv an Schutz und Restaurierung archäologischer und historischer Objekte in Syrien mitzuwirken und damit zu helfen, die Schätze der Weltgeschichte zu retten.“
Die Unterstützung ist Teil des im Juni dieses Jahres von der Regierung verabschiedeten Hilfspakets für Syrien. In Kooperation mit dem tschechischen Außen- und Kulturministerium will es in einer ersten Etappe die notwendigen Mittel nach Syrien schicken, mit denen betreffende Objekte fachgerecht erhalten und gelagert werden können. Außerdem sollen tschechische Fachleute ihre syrischen Kollegen im Bereich Restaurierung und Digitalisierung schulen.
Für das Jahr 2017 ist eine Ausstellung in Prag geplant, die Fotografien der zerstörten Schätze Syriens zeigt. Kostbare syrische Objekte, an deren Erhalt tschechische Restauratoren mitarbeiteten, sollen 2019 im Nationalmuseum präsentiert werden.
Erfahrung beim Schutz gefährdeter Denkmäler im Ausland konnte das Nationalmuseum in den vergangenen Jahren sammeln. Seit dem Jahr 2009 befindet sich ein tschechisches Archäologenteam im Sudan. Dort beteiligte es sich an der Erforschung der Ruinenstätte Wad ben Naga und machte bedeutende Funde. Ein Memorandum mit dem algerischen Kulturministerium besiegelte 2014 die Zusammenarbeit bei der Digitalisierung des kulturellen Erbes der afrikanischen Republik und Grabungsarbeiten im Westen des Landes. Drei algerische Experten wurden zudem in Prag geschult. Und bis vor kurzem waren im Náprstek-Museum unter dem Titel „Afghanistan – gerettete Schätze des Buddhismus“ mehr als 150 Exponate aus Kabul zu sehen.
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?