Familiendrama und Reformation
Deutsche Fernsehsender drehen sieben Filme in Tschechien
10. 11. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: ZDF/Julie Vrabelova
„Die Ketzerbraut“, „Himmel und Hölle“ und „Das Verschwinden“ – dramatisch klingt das Jahr 2017 im deutschen Fernsehen. In Zusammenarbeit mit einer tschechischen Produktionsfirma werden hierzulande derzeit sieben Fernsehprojekte für deutsche Sender gedreht. Insgesamt 420 Millionen Kronen (rund 15,5 Millionen Euro) soll die Kooperation ins Land bringen, wie Ludmila Claussová von der Tschechischen Filmkommission in der vergangenen Woche sagte.
„Kaum haben wir die Arbeiten an ,Zuckersand‘ beendet, begann der Dreh für ,Die Ketzerbraut‘“ , erzählt der Gründer und Geschäftsführer von „Wilma Film“ Filip Hering. „Für ,Tannbach II‘ fiel im September die erste Klappe, bis Ende Januar soll der Film fertig sein, auf dem Plan stehen 75 Drehtage.“ Die Firma sei derzeit gut ausgelastet. Im vergangenen Jahr produzierte sie gemeinsam mit Deutschland und der Schweiz vier Filme.
Im ZDF soll „Tannbach II“ im Herbst 2017 zu sehen sein. Die Fortsetzung der Trilogie erzählt von der Entwicklung eines Dorfes an der bayerisch-tschechischen Grenze nach dem dem Zweiten Weltkrieg. Wann das Familiendrama „Zuckersand“ in der ARD ausgestrahlt wird, ist noch nicht bekannt. Im Mittelpunkt steht die Freundschaft zweier Jungen in der DDR. Der unbeschwerte Alltag der Zehnjährigen wird getrübt, als die Mutter des einen Ende der Siebziger einen Ausreiseantrag stellt. Etwa 60 tschechische Filmleute wirkten laut Hering am Dreh von „Zuckersand“ mit. Gefilmt wurde im Prager Stadtteil Hostivař, in Buštěhrad, Davle und Dobřichovice. „Die deutschen Filmemacher waren überrascht, dass es in der Nähe von Prag so viele Orte gibt, die aus historischer Perspektive authentisch aussehen und nicht weiter umgestaltet werden müssen“, so Hering.
Anlässlich des 500. Jahrestags der Reformation kommen zwei Filme über Martin Luther und seine Zeit ins Fernsehen. In „Die Ketzerfrau“ gerät eine rebellische Kaufmannstochter zwischen die Fronten. „Himmel und Hölle“ erzählt, wie Luthers Thesen dank des Buchdrucks sowohl die Kirche als auch die weltlichen Herrscher erschütterten.
Seit 2010 fördert die Tschechische Filmkommission ausländische Produktionen. Filmemacher erhalten 20 Prozent der „förderfähigen Kosten“ zurückerstattet, die sie hierzulande für die Dreharbeiten ausgeben. Seit 2015 zahlt der Staat dafür jährlich rund 800 Millionen Kronen (rund 29,5 Millionen Euro). Er erhofft sich davon unter anderem Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.
„Markus von Liberec“
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