An der Schwelle zur Kunst
Die Wanderausstellung „Come-in“ präsentiert Arbeiten deutscher Designer
9. 10. 2013 - Text: René PfaffText: rp/gi; Foto: Knut Klaßen
Ein gläserner Tresen, fossil anmutende Vasen und hölzerne Leuchten. Die Objekte, die derzeit in der Galerie der Mittelböhmischen Region (GASK) in Kutná Hora zu sehen sind, zeigen sich zunächst zwar als mehr oder weniger gewohnte Einrichtungsgegenstände. Als Dinge, die sich mühelos den Kategorien Möbel und Wohndekor zuordnen lassen. Auf den zweiten Blick aber erweisen sie sich als unbequem: als zu bunt, zu exaltiert, zu sehr auf unsere Wahrnehmung ausgerichtet. Sie scheinen vielmehr Idee, Entwurf oder überspitze Nachempfindung einer durch bestimmte Einrichtungselemente vorgegebenen Situation zu sein.
Unter dem Titel „Come-in“ öffnet die Ausstellung einen Raum um die Frage nach den Schnittstellen zwischen Design und Kunst, zwischen formschönem Gebrauchsgegenstand und kunstvollem Artefakt. Insgesamt 25 deutsche Künstler präsentieren im Rahmen der Schau ihre Arbeiten: Die Bandbreite reicht von Skulpturen über Interieure, Rauminstallationen und Objektkunst bis hin zu Performances, die per Videomitschnitt festgehalten wurden.
So ist zum Beispiel die Performance „Floß (Captain Sheriff schippert dröge)“ des Berliner Aktionskünstlers John Bock zu sehen. Die Aktion, eine Mischung aus burleskem Schauspiel und wissenschaftlichem Vortrag, spielte sich im Jahr 2000 inmitten eines Flusses um ein Floß herum ab. Das Wasserfahrzeug, eine bunte Ansammlung unterschiedlichster Materialien wie Wolle, Holz und Alltagsgegenständen, ist neben der abgefilmten Performance ebenfalls im zweiten Stock des ehemaligen Jesuitenkollegs ausgestellt.
Bereits seit elf Jahren reist „Come-in“ um die Welt, um Innenarchitektur als Medium zeitgenössischer Kunst in Deutschland vorzustellen. Im November 2002 in Kiew eröffnet, reiste sie in den folgenden Jahren nach Thailand, Neuseeland, Südamerika und Mexiko. Nachdem „Come-in“ in diesem Frühjahr in Estland haltgemacht hat, kann die Schau bis Ende November in der GASK-Galerie besichtigt werden.
Organisiert in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (IfA), wird die Wanderausstellung in Kutná Hora mit dem tschechischen Projekt „Přes práh“ („Vor der Schwelle“) ergänzt. Ebenfalls im Grenzbereich zwischen Kunst- und Gebrauchsgegenstand angesiedelt, präsentieren junge tschechische Designer ihre Arbeiten. Zu sehen sind unterschiedlichste Werke wie Fotografien, Möbelstücke, Porzellan- und Glasobjekte sowie modernes Grafikdesign.
Als ein Beispiel für die Grenzauslotung kann „Earth“ von Julie Šišková und Pavla Vanuchová gelten: Ihr Kaffeeservice scheint zwar ein durchaus brauchbares Wohnutensil zu sein, wirkt aber zugleich so, als wäre es direkt aus einer Tropfsteinhöhle herausgebrochen worden.
Come-in/Přes práh. GASK Kutná Hora, geöffnet: täglich außer montags 10–18 Uhr, Eintritt: 120 CZK (ermäßigt 60 CZK), bis 1. Dezember, www.gask.cz
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?