Arme Lehrer
Pädagogen werden weiterhin schlecht bezahlt. EU-Kommission fordert Verbesserungen
20. 5. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: Metropolitan School
Knapp 25.000 Kronen brutto verdient ein Lehrer in Tschechien im Durchschnitt. Das sei zu wenig, beklagt nun auch die Europäische Kommission. Von „strukturellen Herausforderungen“ im tschechischen Bildungssystem ist deshalb in den Länderempfehlungen die Rede, welche die EU in der vergangenen Woche veröffentlichte. Zu den Problemen gehört neben der viel kritisierten Segregation von Roma-Kindern auch die prekäre Stellung der Lehrer. Von ihnen müssten mehr ausgebildet und eingestellt werden, um künftig gute Betreuungsverhältnisse an den Schulen zu gewährleisten, so die EU-Kommission. Die niedrigen Gehälter und die negative Wahrnehmung des Berufs machten es aber schwierig, qualifizierte Bewerber zu finden. Obwohl die Gehälter im öffentlichen Sektor im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent gestiegen sind, können sie noch immer nicht mit Löhnen in Berufen konkurrieren, die eine ähnliche Qualifikation erfordern.
Laut Zahlen des tschechischen Bildungsministeriums, die der Server Česká škola am Montag veröffentlichte, bekommt ein Lehrer, der nicht in leitender Position tätig ist, durchschnittlich 24.888 Kronen (ca. 900 Euro) brutto im Monat. Am schlechtesten werden Angestellte in Kindergärten bezahlt (21.444 Kronen), die in Tschechien Teil des Schulsystems sind. Lehrer an Mittelschulen können im Schnitt mit 27.071 Kronen (ca. 990 Euro) rechnen. Am besten verdienen Pädagogen an Fachhochschulen (28.517 Kronen).
Die tschechische Regierung plant derzeit ein neues Laufbahnsystem, um die Einstellung und berufliche Entwicklung von Pädagogen zu fördern. Es soll im September 2016 in Kraft treten und dazu beitragen, die hohe Quote der Absolventen zu senken, die den Lehrberuf schnell wieder aufgeben. Bereits Ende April hatte sich der parlamentarische Bildungsausschuss darauf geeinigt, künftig die Praxis der Vergabe befristeter Verträge zu unterbinden, die in vielen Fällen dafür sorgt, dass Lehrkräfte sich in den Sommerferien einen Aushilfsjob suchen müssen. Die stellvertretende Vorsitzende der Schul-Gewerkschaft Marketá Seidlová betonte in der vergangenen Woche, dass der Erfolg der Reformen vor allem davon abhänge, ob die Regierung auch die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stelle: „Tschechien gibt weniger als vier Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Bildung aus, andere Länder in der Europäischen Union mehr als sechs.“
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