Ausflüge in den Weltraum

Ausflüge in den Weltraum

Die Ausstellung „Alles ist anders“ betrachtet die Welt von den Rändern der Zivilisation

19. 3. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: B. Šlapetová

Die Fotografin und Malerin Barbora Šlapetová scheint sich für Weltbilder zu interessieren, die ungetrübt sind von der Zivilisation, wie wir sie kennen. Mit zwei Gruppen beschäftigt sie sich in ihrer künstlerischen Arbeit besonders gerne. Zum einen mit NASA-Astronauten, deren Blick auf die Welt schon aufgrund ihres Arbeitsortes ein gänzlich anderer ist. Bereits 2009 widmete sie dem Raumfahrer Leroy Chiao eine Fotoserie, die ihn in alltäglichen Situationen auf der Erde zeigte – in seiner Küche, seinem Wohnzimmer – aber ihn zugleich seltsam entrückt darstellt, fast schon, als würde er einen göttlichen Funken in sich tragen.

Die zweite Gruppe, aus der die 42-jährige Tschechin Inspiration für ihre Arbeit zieht, könnte gegensätzlicher nicht sein. Wiederholt reiste Šlapetová zum Stamm der Yali Mek in Papua-Neuguinea, einem der letzten Naturvölker dieser Welt. Immer dabei: ihr Partner Lukáš Rittstein, ebenfalls Künstler. Über die Jahre entwickelten sich Freundschaften zu den Yali Mek, die für Šlapetová und Rittstein zu einer Quelle der Inspiration wurden. Es entstanden zahlreiche Skulpturen, Zeichnungen, Videos und Fotografien. Viele von ihnen sind nun im Zentrum für Gegenwartskunst DOX unter dem Titel „Všechno je jinak“ („Alles ist anders“) zu sehen.

Im Zentrum der Ausstellung steht eine außergewöhnliche Begegnung, die das Künstlerpaar infolge eines Gesprächs arrangierte, das sie eines Nachts unter dem Sternenhimmel mit den Stammesmitgliedern führten. Es ging um die Bedeutung der leuchtenden Himmelskörper. Die Yali Mek erklärten den Europäern, dass Sterne die Augen der schlafenden Menschen seien, die während der Zeit der Ruhe in den Himmel flögen, auf die Menschen schauten und dabei leuchteten. Von Astronauten hatten sie noch nie gehört, waren aber neugierig darauf, sie kennenzulernen. Šlapetová und Rittstein luden Leroy Chiao ein. Der bekannte Regisseur und Oscar-Preisträger Jan Svěrák („Kolja“) dokumentierte die Begegnung filmisch. Das Ergebnis „Smoke Travellers“ kann man in der Ausstellung ebenso sehen wie die Videoaufnahme eines Telefongesprächs zwischen dem Astronauten und den Stammesoberhäuptern.

Auf der Terrasse und im Hinterhof des DOX stellt Rittstein zudem seine Skulpturen der Werkserie „Highway“ der Öffentlichkeit vor. Sie stellen Fragmente der Zivilisation und Symbole des technischen Fortschritts wie dar. Stets befinden sie sich in Auflösung oder sind im Wandel begriffen: in organische Formen oder sogar Tiere. „Man hat das Gefühl, dass sie von der Straße kommen und in Richtung der Natur fliehen“, erklärt Rittstein seine Arbeiten. Alles wird anders.   (kw)

Barbora Šlapetová & Lukáš Rittstein: Všechno je jinak. DOX Centre for Contemporary Art (Poupětova 1, Prag 7), geöffnet: Sa.–Mo. 10 bis 18 Uhr, Mi. & Fr. 11 bis 19 Uhr, Do. 11 bis 21 Uhr, Eintritt: 180 CZK (ermäßigt 90 CZK), bis 18. Juni, www.dox.cz