„Beim Bier sieht man den Unterschied“
Ein Koch aus Nordböhmen wagt den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnet in Dresden sein eigenes Lokal
7. 8. 2013 - Interview: Claudia Trache
Josef Míček wurde im nordböhmischen Krupka geboren, in Teplice besuchte er die Hotelfachschule. Seit 1999 lebt und arbeitet der 36-Jährige in Deutschland. Nun hat sich Míček den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt. Seit April dieses Jahres ist er Inhaber des tschechischen Lokals „Restaurace Praha“ im Dresdner Norden.
Herr Míček, Sie sind in Teplice aufgewachsen und haben dort die Hotelfachschule besucht. Was hat Sie gereizt, nach Dresden zu gehen?
Josef Míček: Ein Freund bewarb sich im Dresdner Restaurant „Wenzel – Prager Bierstuben“ im Service und wurde genommen. Die Idee fand ich toll. Der Ablauf in der deutschen Gastronomie gestaltet sich ein wenig anders als in Tschechien. Das hat mich interessiert. Also habe ich mich auch beworben und hier im Service angefangen.
Inwiefern unterscheiden sich denn die tschechische und deutsche Gastronomie voneinander?
Míček: In Tschechien dominiert eher die Getränkegastronomie. Hier trinkt der Gast zunächst etwas und überlegt dann, ob er auch etwas isst. In Deutschland ist es meist andersherum. In tschechischen Kneipen ist es außerdem typisch, dass sofort abgeräumt wird, wenn die Gläser leer sind. Auch wenn im Bierglas noch ein Schluck drin ist, wird gleich ein neues Bier gezapft und serviert, ebenso beim Schnaps. Erst der Bierdeckel auf dem Glas gibt das Zeichen, dass der Gast nichts mehr möchte. So etwas ist in Deutschland eher untypisch.
Seit einigen Monaten betreiben Sie ihr eigenes Restaurant in Dresden. Wie kam es dazu?
Míček: Für einen richtigen Gastronomen ist es ein Traum, einen eigenen Laden zu haben. Freunde haben mir erzählt, dass eine Gaststube in Dresden Hellerau frei wird und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, diese zu übernehmen. Da habe ich zugegriffen.
Welche Visionen haben Sie? Was möchten Sie Ihren Gästen bieten?
Míček: Auf meiner Speisekarte stehen typisch tschechische Gerichte der gutbürgerlichen Küche. Dafür verwende ich Zutaten, die ich direkt aus der Heimat beziehe, zum Beispiel das Knödelmehl oder auch den Camembert für den Hermelin. Es sind nur kleine Nuancen, die aber den geschmacklichen Unterschied ausmachen. Natürlich dürfen auch die Topinky, die gerösteten Knoblauchbrote, zum Beispiel mit Hähnchen-Gemüsepfanne nicht fehlen. Die Leute, die schon einmal in Tschechien waren, sollen sagen können: So hat es damals im Urlaub auch geschmeckt. Mein Ziel ist es, ein Flair mit böhmischer Gemütlichkeit zu schaffen.
Hatten Sie eigentlich jemals einen anderen Berufswunsch?
Míček: Nein, schon als Kind wollte ich Koch werden. Das habe ich wohl von meinem Vater. Er arbeitet seit 31 Jahren als Chefkoch in Teplice in einem Kurhaus. Er steht mir im Moment mit Rat und Tat zur Seite. Ich liebe aber auch die Arbeit mit den Gästen. Einfach mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, das macht mir großen Spaß.
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