Bekennende Spender
Mehr als 2.000 Stiftungen und Fonds engagieren sich für den guten Zweck
9. 12. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0
Dass sie ein großes Herz haben, zeigten viele Tschechen in diesem Jahr schon, bevor mit der Adventszeit die Spendenhochsaison begann. In knapp 500 Supermärkten im ganzen Land kauften sie Ende November tonnenweise Nahrungsmittel, um sie den tschechischen Lebensmittelbanken zur Weitergabe an Bedürftige zu überlassen. In der vergangenen Woche meldete nun die Dachorganisation Fórum dárců (Spenderforum), dass auch Firmen und Institutionen immer mehr bereit seien, ihre Kassen zu öffnen.
Fast 1,1 Milliarden Kronen (etwa 41 Millionen Euro) verteilten die 150 Stiftungen und Stiftungsfonds, die das Spenderforum beobachtet, im vergangenen Jahr an gemeinnützige Projekte; 2013 waren es etwa 950 Millionen Kronen gewesen. Die Zahlen des Spenderforums enthalten aber längst nicht alle Organisationen, die Gelder an Bedürftige geben. Insgesamt gibt es hierzulande 2.070 Stiftungen und Stiftungsfonds, 254 davon werden von Firmen kontrolliert. Die Leiterin des Spenderforums Klára Šplíchalová schätzt, dass tschechische Unternehmen im vergangenen Jahr etwa drei Milliarden Kronen für das Gemeinwohl gaben und einzelne Spender weitere 1,6 Milliarden Kronen.
Das meiste Geld verteilte im vergangenen Jahr die „Nadace ČEZ“ – 162,84 Millionen Kronen (rund 6 Millionen Euro) spendete die Stiftung des halbstaatlichen Energiekonzerns. An zweiter Stelle rangierte mit 84,28 Millionen Kronen die Stiftung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft (Nadace rozvoje občanské společnosti). Die Stiftung Guter Engel (Dobrý anděl) belegt mit 78,64 Millionen Kronen Rang drei. Ebenfalls unter den ersten zehn liegen unter anderem die Stiftungen Sirius, Charta 77 und Open Society Fund Praha.
Šplíchalová zufolge entwickelt die große Mehrheit der Organisationen ihr Stiftungskapital nicht weiter. Viele verfügen nur über den vorgeschriebenen Mindestwert von einer halben Million Kronen. Anders dagegen die Stiftung „Depositum Bonum“ der Tschechischen Sparkasse (Česká spořitelna). Sie ist mit einem Stiftungskapital von 1,23 Milliarden Kronen die reichste im Land.
Im Gegensatz zu „Depositum Bonum“ trägt knapp ein Drittel der Stiftungen und Fonds auch den Namen der zugehörigen Firma. Šplíchalová sieht in dem Bekenntnis zum Unternehmen einen wichtigen Schritt zur Transparenz. Dass fast die Hälfte der Stiftungen keine eigene Internetseite habe, bezeichnet sie als „interessant in einer Zeit, in der man alle Informationen sofort im Internet sucht“.
Auf das Ansehen einer Firma wirkt es sich in jedem Fall positiv aus, eine Stiftung zu unterhalten oder zu fördern. Laut einer Umfrage, die die Agentur InsightLab im November durchführte, finden neun von zehn Befragten, dass Firmen Geld für wohltätige Zwecke spenden sollten. Fast 80 Prozent halten es für wichtig, dass der Betrieb, in dem sie arbeiten, gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. „Es zeigt sich, dass Angestellte einen gewissen Druck ausüben und bewirken können, dass ihr Unternehmen sich engagiert“, meint dazu Martina Štěpánková, Staatssekretärin für Menschenrechte. Ihrer Meinung nach sollte Tschechien über steuerliche Anreize nachdenken, um Spender zukünftig stärker zu unterstützen.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen