Bestandsaufnahme auf hohem Niveau
Das „Festival des Französischen Films“ glänzt mit erstklassigen Beiträgen
20. 11. 2013 - Text: René PfaffText: René Pfaff; Foto: Wild Bunch
Die 15-jährige Adèle (Adèle Exarchopoulos) ist ein ganz normales Mädchen. Sie ist gut in der Schule, möchte einmal Lehrerin werden und ist verknallt in einen Jungen. Doch dann tritt die rebellische Emma in ihr Leben. An der jungen Frau faszinieren Adèle nicht nur die blauen Haare; auch sexuell übt sie einen bisher ungekannten Reiz aus. Es entspinnt sich eine Romanze, an deren Ende sich Adèle entscheiden muss: entweder ein konventionelles Leben zu führen oder sich auf ein Wagnis einzulassen.
Der Coming-of-Age-Film „La vie d’Adèle – Chapitre 1 et 2“ von Abdealltif Kechiche, diesjähriger Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, steht stellvertretend für das derzeit hohe Niveau des französischen Kinos. Davon können sich Interessierte von 21. bis 27. November in verschiedenen Prager Programmkinos ein Bild machen. Federführend präsentiert das Französische Institut eine breite Bestandsaufnahme aktueller Filme aus der „Grande Nation“.
Auf das größte Interesse dürfte dort die Sektion „Vorpremieren“ stoßen, in der Filme gezeigt werden, die bisher noch nicht auf den regulären Kinospielplänen stehen. Neben dem bereits erwähnten „La Vie d’Adèle“ sticht „Jeune & Jolie“ von Starregisseur François Ozon heraus. In dem Eröffnungsfilm des Festivals stehen wie auch in „La Vie d’Adèle“ die Lebensentwürfe und Orientierungsschwierigkeiten junger Menschen im Mittelpunkt. Isabelle (Marine Vacth) ist fasziniert von der Welt der Prostitution – und so bessert sich der Teenager sein Taschengeld als Freizeit-Prostituierte auf. Dass ihre Mutter (Charlotte Rampling) davon nichts erfahren darf, versteht sich – doch nach dem tragischen Unfalltod eines Freiers kommt die Wahrheit unweigerlich ans Licht. „Deutschlandradio Kultur“ befand über Ozons Drama: „Jeune & Jolie ist ein verwirrender, rätselhafter, aber auch sehr sinnlicher Film. Einfach wunderbares Kino!“
In der Sektion „Auswahl der tschechischen Kritiker“ dürfte vor allem „Michael Kohlhaas“ die Herzen der deutschsprachigen Festivalbesucher höher schlagen lassen. Aus Heinrich von Kleists Novelle um Unrecht und Selbstjustiz fabrizierte Arnaud des Pallières ein archaisches Historiendrama, das mit starker Besetzung (Mads Mikkelsen in der Titelrolle) sowie poetischer Kameraarbeit begeistert.
Die Festivalbeiträge laufen auf den Leinwänden der Kinos Lucerna, Světozor, CineStar Anděl und Kino 35 (hauseigener Saal des Französischen Instituts). Für Cineasten, die weder frankophon noch des Tschechischen mächtig sind, bleibt allerdings ein Wermutstropfen: Nur manche der Streifen verfügen neben tschechischen auch über englische Untertitel.
Programm und weitere Informationen unter www.festivalff.cz
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