Brücken bauen
Pilsen und Regensburg blicken auf 25 Jahre Partnerschaft zurück – Enge Beziehungen in Kultur und Bildung
9. 3. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn; Fotos: Brad Patterson/CC BY-ND 2.0 und novofotoo/CC BY-NC 2.0
Seit 25 Jahren verbindet Pilsen und Regensburg eine Städtepartnerschaft. In der vergangenen Woche zogen der bayerische Staatssekretär für Bildung, Wissenschaft und Kultur Bernd Sibler, seine tschechische Amtskollegin Petra Smolíková und Vertreter der beiden Städte in Prag Bilanz. Dass die Partnerschaften „nicht nur auf dem Papier“ bestehen, wie der Regensburger Kulturreferent Klemens Unger sagte, belegen zahlreiche Projekte, die seit Anfang der neunziger Jahre umgesetzt wurden.
Nachdem sich die Zusammenarbeit 2015 vor allem auf das Programm der Kulturhauptstadt Pilsen gerichtet hat, steht in diesem Jahr die bayerisch-tschechische Landesausstellung zu Kaiser Karl IV. im Mittelpunkt. Anlässlich dessen 700. Geburtstages erinnert die Schau von 14. bis 25. September in der Prager Wallenstein-Reithalle an den Herrscher. Von 20. Oktober bis 5. März 2017 wird sie im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen sein. Zwischen Würzburg und Passau begleiten mehr als 350 Veranstaltungen die Landesausstellung. Im September finden die tschechischen Kulturtage in Regensburg statt, im Oktober folgen die bayerischen Kulturtage in Pilsen, die im April vorigen Jahres mehr als 25.000 Menschen besuchten.
Den Grundstein für viele weitere Projekte zwischen Böhmen und Bayern legten die Vertreter beider Länder, als sie im Mai vergangenen Jahres in Prag eine Absichtserklärung unterschrieben: Darin beschlossen sie, in sämtlichen Bereichen der Kultur näher zusammenzurücken, von Museen und Galerien über Bibliotheken und Gedenkstätten bis hin zu Theater, Oper, Tanz und Kino.
In den vergangenen Jahren wurden viele grenzübergreifende Projekte realisiert, zum Beispiel das Festival „Europäische Wochen Passau“, das jeden Sommer im Dreiländereck zwischen Ostbayern, Böhmen und Oberösterreich stattfindet, die beiden Koordinierungszentren „Tandem“ in Pilsen und Regensburg, die vor allem den Sprachaustausch zwischen jungen Menschen fördern (siehe Interview), und der „Tschechisch-Bayerische Archivführer“, für den von 2013 bis 2015 überwiegend unbekannte Quellen zur gemeinsamen Geschichte inventarisiert und zur Onlinerecherche aufbereitet wurden.
Auch im Bereich Bildung bestehen enge Verbindungen zwischen den Nachbarn. Derzeit studieren etwa 450 tschechische Studenten an bayerischen Hochschulen; insgesamt verknüpfen mehr als 90 Partnerschaften Universitäten beider Länder. An der Europa-Berufsschule in Weiden zum Beispiel können Schüler Tschechisch lernen und das international anerkannte Zertifikat der Karls-Universität Prag erwerben.
Die gemeinsamen kulturellen Wurzeln Böhmens und Bayerns reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. So ließen sich bereits im Jahr 845 mehrere böhmische Stammesfürsten in Regensburg taufen; 973 gründete der Regensburger Bischof Wolfgang das Bistum in Prag.
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?