Das Blaue vom Himmel
Im Prager Stadtteil Pankrác entsteht das höchste Wohnhaus des Landes
25. 11. 2016 - Text: Franziska NeudertText: Franziska Neudert; Foto: Jiří Šebek/Czech Press Photo
Für die einen ist es ein Glanzstück moderner Architektur, für die anderen eine überflüssige Bausünde. Nicht ohne Stolz verkündete der Sprecher von PSJ Invest Filip Kašík am Sonntag, dass noch bis Ende des Jahres das 30. Stockwerk des „V Tower“ fertiggestellt würde. Auf ihrer Internetseite verheißt die Firma den zukünftigen Mietern „einen einzigartigen Ort mit atemberaubender Sicht auf das historische Zentrum Prags“. Die Homepage des „V Tower“ geht sogar noch einen Schritt weiter, sie verspricht einen „Wohnraum, der Freiheit und Freude garantiert“.
Seit Juni 2015 lässt PSJ Invest das Gebäude im Prager Stadtteil Pankrác errichten, das mit 104 Metern das höchste Wohnhaus des Landes sein soll. In unmittelbarer Nähe zum Bürohochhaus „City Empiria“ und dem ehemaligen Rundfunkgebäude „City Tower“ ergänzt es die Skyline des Wohn- und Geschäftsviertels. Im Februar 2018 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Ab dann können die 130 Luxusapartments bezogen werden.
In den unteren vier Etagen des „V Tower“ entstehen Büros und Geschäfte; ab dem fünften Stockwerk beherbergt es Wohnungen mit einer Fläche von 50 bis 400 Quadratmetern. Darunter auch Penthouse-Apartments mit Swimmingpool auf der Dachterrasse. Wer eine der noblen Behausungen besitzen will, muss mindestens 100.000 Kronen (etwa 3.700 Euro) für einen Quadratmeter zahlen, Luft nach oben gibt es genug. Dafür, so wirbt PSJ Invest, kommen auf einen Aufzug nur zwei Wohnungen – Stau im Treppenhaus dürfte also vorgebeugt sein. Die fehlende Bewegung können die Bewohner dann im hauseigenen Schwimmbad und den Fitnessräumen nachholen. Besondere Dienstleistungen sollen ihnen das Leben erleichtern. So sorgt ein eigener Service für die Betreuung von Kindern und Hunden, ein Florist dekoriert die Wohnung und um schmutzige Wäsche kümmert sich eine Reinigung.
Wer Zweifel an der äußeren Gestalt des „V Tower“ hat, dem helfen vielleicht die Worte des Architekten Radan Hubička auf die Sprünge. Zum ästhetischen Konzept sagt er: „Die beiden Türme streben auseinander und ziehen sich zugleich an. Es geht um das männliche und weibliche Prinzip. Im unteren Teil sind die Türme fest miteinander verbunden. Es entsteht ein Dialog – je nach Perspektive kollidieren sie, einer verschwindet, der andere taucht aus dem Nichts auf und dann verschmelzen sie wieder.“
Der Bau des „V Tower“ wurde bereits vor elf Jahren geplant. Er verzögerte sich jedoch aufgrund des Bankrotts der ursprünglich beauftragten Firma ECM, später blockierte eine Bürgervereinigung das Projekt. Insgesamt drei Milliarden Kronen (etwa 111 Millionen Euro) kostet das fertige Hochhaus, das hierzulande lediglich vom „AZ Tower“ in Brünn (111 Meter) und vom benachbarten „City Tower“ (109 Meter) überragt wird.
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