Das gefällt Facebook nicht

Das gefällt Facebook nicht

Das soziale Netzwerk sperrt die Seite „Wir wollen keinen Islam in der Tschechischen Republik“

19. 1. 2016 - Text: Jan Nechanický

Die Botschaft ist eindeutig: „Islám v České republice nechceme“ („Wir wollen keinen Islam in der Tschechischen Republik“) nennt sich die Gruppe, die derzeit am lautesten Stimmung gegen Flüchtlinge macht. Bei Demonstrationen können Islamgegner regelmäßig hunderte Anhänger motivieren, im Internet ist die Zahl der Fans um ein Vielfaches höher. Mehr als 163.000 Menschen haben auf der Facebook-Seite „Gefällt mir“ gedrückt. Dem Betreiber des sozialen Netzwerks gefällt die ausländerfeindliche Hetze dagegen nicht. Er hat die Seite nun erneut gesperrt.

Schon länger hat Facebook Probleme damit, wie das Unternehmen mit Seiten extremistischer Gruppen umgehen soll. Fotos von Hakenkreuz-Tattoos oder Einladungen zu Versammlungen des Ku-Klux-Klans werden in der Regel schnell gelöscht. Schwieriger ist es, wenn Nutzer in Sprachen schreiben, die die Seitenverwalter nicht verstehen. So kann bei maschinellen Übersetzungen zum Beispiel die Wendung „Ich bin kein Rassist, aber …“ als harmlos eingestuft werden. Dass auf diese Weise manches übersehen werde, räumte Gabriella Cseh, zuständig für Facebooks Strategie in Osteuropa, kürzlich im Gespräch mit dem Internet-Magazin „Echo24“ ein. Facebook hat derzeit drei Sicherheitsteams, die kritische Fälle überprüfen. Eines arbeitet in den USA, eines in Irland und eines in Indien.

Dass das Unternehmen die Seite der tschechischen Islamgegner jetzt erneut gesperrt hat, könnte auch mit dem laufenden Strafverfahren gegen den Leiter der Initiative Martin Konvička zusammenhängen. Gegen ihn ermitteln die Behörden wegen Volksverhetzung; Grundlage dafür sind Konvičkas Äußerungen auf der Facebook-Seite der Bewegung in den Jahren 2011 bis 2014. Der Insektenkundler aus České Budějovice drohte Muslimen unter anderem mit Tod und Deportation in Konzentrationslager. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wehrt er ab und will seine Äußerungen metaphorisch gemeint haben.

Was die Sperrung der Seite bringt, ist fraglich. Die Bewegung hat sich bereits einen neuen Facebook-Auftritt eingerichtet, der bei Redaktionsschluss über 46.000 Anhänger zählte. Es ist außerdem nicht ausgeschlossen, dass die ursprüngliche Seite – wie bei den Sperrungen in der Vergangenheit – wieder freigeschaltet wird, sobald die Posts gelöscht wurden, die Facebook als nicht tragbar ansieht.

Obwohl in Tschechien nur wenige Flüchtlinge Asyl suchen, verzeichnen Gruppen, die Angst vor dem Islam verbreiten, seit Beginn der Flüchtlingskrise großen Zulauf. „Islám v České republice nechceme“ wirbt Anhänger in erster Linie über soziale Netzwerke an. Durch die Bewegung „Blok proti islámu“ („Block gegen den Islam“) haben die Islamgegner hierzulande auch politisch Fuß gefasst; diese arbeitet mit der rechtspopulistischen Partei Úsvit zusammen, die mit neun Sitzen im Abgeordnetenhaus vertreten ist.