Dem Druck standgehalten
Petra Kvitová beweist Nervenstärke und gewinnt nach 2011 zum zweiten Mal in Wimbledon
9. 7. 2014 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: ČTK/PA/Gareth Fuller/POOL Wire
Nach 55 Minuten sank Petra Kvitová zu Boden, warf ihren Schläger über die Grundlinie und schlug sich die Hände vors Gesicht. In nicht einmal einer Stunde hatte sie soeben das Endspiel von Wimbledon gewonnen – zum zweiten Mal nach 2011. Der Kanadierin Eugenie Bouchard, die bereits bei den Australian Open und French Open bis ins Halbfinale kam, ließ die 24-jährige Tschechin nicht den Hauch einer Chance. Das beweist auch das Ergebnis von 6:3 und 6:0.
Das letzte Damenfinale mit einem ähnlich eindeutigen Ausgang liegt 22 Jahre zurück: 1992 gab Steffi Graf gegen die damals noch für Jugoslawien startende Monica Seleš ebenfalls nur drei Spiele ab. Am Ende hieß es 6:2 und 6:1.
In den zwei Turnierwochen erlebte Kvitová eine „Achterbahn der Gefühle“, wie sie selbst sagt. Insgesamt drei Mal standen ihr Gegnerinnen aus Tschechien gegenüber. Nachdem sie in der ersten Runde Andrea Hlaváčková nahezu deklassierte, stoppte sie im Viertelfinale den Siegeszug von Barbora Záhlavová-Strýcová und verhinderte eine Runde später den Finaleinzug von Lucie Šafářová. Die einzige Gegnerin, die Kvitovás Traum vom zweiten Grand-Slam-Titel hätte zunichte machen können, hieß Venus Williams. Gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste musste sie in der dritten Runde zum einzigen Mal im Turnier über drei Sätze gehen und stand nur zwei Punkte vor dem frühen Aus.
Dass es auch im Finale auf dem voll besetzten Centre Court zu einem solchen Moment kommen würde, glaubte nach den ersten Minuten niemand. Von Beginn an dominierte die am Oberschenkel bandagierte Tschechin ihre vier Jahre jüngere Kontrahentin mit schnellen Aufschlägen und einem aggressiven Grundlinienspiel. Kvitová verwandelte sechs von 13 Breakbällen und gewann 82 Prozent ihrer ersten Aufschläge.
„Der Titel bedeutet mir alles“, gestand Kvitová nach dem Finale an der Church Road. „Tennis hier ist Tennis-Geschichte. Es war eines der besten Matches, das ich je gespielt habe. Nach drei Jahren hier wieder mit der Trophäe zu stehen, ist unglaublich“, sagte sie sichtlich gerührt und wischte sich dabei die Tränen aus den Augen. Später erklärte die Weltranglisten-Vierte, als zweifache Wimbledon-Siegerin werde es nun hoffentlich leichter für sie. Der unerwartete Triumph gegen Marija Scharapowa im Jahr 2011, an dem sie danach immer gemessen wurde, habe ihre Sicht auf die Karriere verändert. Mit dem Erwartungsdruck sei sie lange Zeit nicht klargekommen. Nun aber verspüre sie wieder mehr Selbstbewusstsein, sie sei nach eigenen Worten eine „stärkere und bessere Spielerin“ als vor drei Jahren.
Auf die Frage, ob sie bald an der Spitze der Weltrangliste steht, gibt sie eine überraschende Antwort: „Es ist bestimmt ein tolles Gefühl die Nummer eins in der Welt zu sein – und ich versuche alles, um das zu erreichen. Aber ich habe das Gefühl, dass ein Grand-Slam-Titel, vor allem ein Wimbledon-Sieg, noch besonderer ist.“
„So schlimm war`s nicht“
Die Messi-Show