Denkwürdige Fassade
Prag 2 will ein neues Denkmal für Jan Palach und Josef Toufar errichten
27. 1. 2016 - Text: Jan NechanickýText: jn/čtk; Foto: Jklamo/CC BY-SA 3.0
Erst Mitte Januar wurde am Aleš-Ufer im ersten Stadtbezirk ein Denkmal für Jan Palach enthüllt (die PZ berichtete in Ausgabe 3/2016). Nun wird auch im Nachbarviertel über einen neuen Gedächtnisort verhandelt. In der Legerova-Straße in Prag 2 befindet sich die Borůvka-Klinik. Das ehemalige Krankenhaus ist vor allem durch zwei Personen ins öffentliche Bewusstsein gerückt, die dort verstarben.
Jan Palach wurde nach seiner Selbstverbrennung im Januar 1969 in der Klinik behandelt, in der er noch drei Tage um sein Leben kämpfte. Einige Jahre zuvor kam dort der katholische Priester Josef Toufar zu Tode. Der Pfarrer war Ende der vierziger Jahre beim kommunistischen Regime in Ungnade gefallen, da er in seiner Kirche angeblich das „Wunder von Číhošť“ inszeniert haben soll. Er starb 1950 in der Borůvka-Klinik an den Folgen der Folter durch die Staatssicherheit.
Das Gebäude beherbergte in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene medizinische Institute, bis es 2010 die Prager Feuerwehr übernahm. Ihr fehlten jedoch die Mittel, das inzwischen verfallende Haus zu rekonstruieren. Vier Jahre später verkaufte sie es für 42 Millionen Kronen an eine private Firma. Ebenfalls 2014 brachte der Künstler Otakar Dušek für Palach und Toufar ein improvisiertes Denkmal an. In einer illegalen Aktion befestigte er zwei große Plaketten mit den Porträts und Todesdaten der beiden Verstorbenen an der Fassade.
Er wollte damit auch auf den trostlosen Zustand des Gebäudes aufmerksam machen – und war erfolgreich. Die Plaketten erregten die Aufmerksamkeit der Prager, die vor dem Haus spontan Kerzen anzündeten. Zwei Jahre später will nun die Stadtführung mit dem neuen Eigentümer über die Errichtung eines offiziellen Denkmals verhandeln.
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