Der Präsident und seine Krone

Der Präsident und seine Krone

Zeman lässt Krönungsinsignien ausstellen – Medien spekulieren über seine „Grippe“

15. 5. 2013 - Text: Franziska NeudertText: Franziska Neudert; Foto: čtk

Neben der Prager Burg gelten sie als das bedeutendste Staatssymbol der Tschechischen Republik: die böhmischen Kronjuwelen. Nur zu besonderen Anlässen werden die Prunkstücke, die normalerweise unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in der Kronkammer des Veitsdoms lagern, öffentlich präsentiert. Nun ist es wieder so weit. Anlässlich des Amtsantritts des neuen Staatsoberhaupts Miloš Zeman werden die Insignien der böhmischen Monarchie für zehn Tage dem Publikum zugänglich gemacht. Allein am vergangenen Samstag kamen trotz strömendem Regen fast 3.000 Neugierige.

Hinter sieben Schlössern
Traditionsgemäß müssen erst die sieben höchsten Repräsentanten von Staat und Kirche zusammenkommen, um die Kronjuwelen aus ihrem Gewahrsam ans Licht zu holen. Sie hüten die sieben Schlüssel, mit denen Tresor und Kronkammer geöffnet werden können. So trafen sich am vergangenen Donnerstag Präsident Miloš Zeman, Premier Petr Nečas (ODS), der Senatsvorsitzende Milan Štěch (ČSSD), die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Miroslava Němcová (ODS), der Oberbürgermeister der Hauptstadt Bohuslav Svoboda (ODS), der Erzbischof von Prag Dominik Kardinal Duka sowie der Prager Weihbischof Václav Malý, um die Kronjuwelen in einer medienwirksamen Zeremonie zu enthüllen.

Staatsoberhaupt Zeman war dabei sichtlich angeschlagen, schwankenden Schrittes betrat er den Vladislav-Saal bei der feierlichen Enthüllung des Nationalschatzes. Über seinen Zustand spekuliert derweil die ganze Nation. Während die Medien seine Vorliebe für Hochprozentiges für sein aschfahles Gesicht verantwortlich machen, erklärte seine Pressesprecherin, der Präsident kämpfe mit einer leichten Grippe.

Zu den Krönungsinsignien zählen Krone, königliches Zepter und Reichsapfel sowie der Königsmantel. Das Ensemble gilt als Symbol für die böhmische Staatlichkeit und Kontinuität zwischen den Herrschaftsdynastien der Přemysliden und Luxemburger. Das wertvollste Stück stellt die Krone des Heiligen Wenzel dar, die Karl IV. 1347 für seine Thronbesteigung anfertigen ließ. 21 Herrscherhäupter bekrönte das Kleinod seitdem. Ebenfalls zu sehen sind ein Reliquienkreuz und das Wenzelsschwert, die bei der Krönung böhmischer Könige verwendet wurden. Seit der Entstehung der Tschechoslowakei waren die Symbole der böhmischen Staatlichkeit elf Mal zu sehen, zum ersten Mal 1929, zuletzt im Jahr 2008. Das Insignien-Ensemble zog damals über 30.000 Besucher an. Noch bis Sonntag, 19. Mai können die Kronjuwelen im Vladislav-Saal der Prager Burg besichtigt werden. Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.