Der Prototyp der Pop-Ikone
In der Reithalle der Prager Burg bringt eine Ausstellung das Leben und Wirken der legendären Marilyn Monroe näher
5. 6. 2013 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Martin Straka
Sie war eines der ersten, vielleicht sogar das allererste globale Sexsymbol. Und somit reduzierte man Norma Jeane Baker auf etwas, das die junge Frau Zeit ihres kurzen Lebens mit einem Image belastete, das sie nicht mehr los wurde. In der Reithalle der Prager Burg können Interessierte nun eine Schau der außergewöhnlichen Art besuchen: „Marilyn“ setzt sich mit dem Leben, Wirken und vor allem dem Mythos einer Schauspielerin auseinander, die auf den Namen Baker getauft wurde, aber als Marilyn Monroe Weltruhm erlangte.
Prag ist die erste Auslandsstation der Wanderschau, ihr Zuhause befindet sich in Florenz im Museum Salvatore Ferragamo. Was beim ersten Nachdenken etwas überrascht, erweist sich sobald als logisch. Monroe war ein großer Fan des Schuhdesigners Ferragamo. Und so wäre man bereits beim ersten Klischee angelangt: Die Frau und ihr Schuhschrank. In der Tat bilden zahlreiche klassische, von der Ikone getragene „Pumps“ einen beträchtlichen Teil der Exposition. Hinzu kommen rund 50 Kleidungsstücke, die Monroe in Filmen und privat trug sowie kleine Accessoires des alltäglichen (Mode-)Gebrauchs. So gesehen ist die Ausstellung ein wahres Devotionalien-Paradies für Fans der blonden Hollywood-Diva.
Die unterschätzte Künstlerin
Würde man „Marilyn“ aber auf einen Rundgang für Monroe-Fetischisten reduzieren, täte man der Gesamtschau und deren Konzept unrecht. Fotografien, Filmausschnitte, Zeitschriften-Cover und Verweise auf die Vereinnahmung Monroes als Kunstikone (man denke an Andy Warhols Werk mit dem Konterfei der Schauspielerin) zeit ihres Wirkens wie auch posthum veranschaulichen den soziologischen Charakter der Stil-Ikone Monroe.
Kuratorin Stefania Ricci und ihr Team brachten über zwei Jahre alles von Relevanz zusammen, was sie nur irgendwie aus den Händen von leidenschaftlichen Sammlern und Museen erhielten. So sind sogar Original-Tagebuchaufzeichnungen zu bestaunen. Zu veranschaulichen, welch enormen Star-Status Monroe in den fünfziger und frühen sechziger Jahren genoss, ist nur ein Ziel der Ausstellung. Ein anderes soll es sein, die oftmals unterschätzte Künstlerin als Mensch näherzubringen und gleichzeitig das Pop-Art-Phänomen ihrer Vermarktung und Stilisierung als Sexsymbol zu thematisieren. Denn genau letzteres, die Reduzierung auf das saubere und perfekte Äußere, war es wohl auch, das den sensiblen Star mit dem Leben brechen ließ.
Marilyn. Reithalle der Prager Burg (U Prašného mostu 3, Prag 1), geöffnet: täglich 10–18 Uhr, Eintritt: 240 CZK (ermäßigt 120 CZK), bis 20. September, www.marilynprague.cz
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