Der Teufel in der Bibel

Der Teufel in der Bibel

Nachbildung des Codex Gigas in Brünn ausgestellt

24. 2. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn; Foto: APZ

Die größte Buch der Welt ist fast einen Meter lang und wiegt 75 Kilogramm. Als Teufels­bibel ging die mittelalterliche Schrift in die Geschichte ein, da eines der insgesamt 312 Blätter eine Abbildung des Satans zeigt. Wer wissen will, wie das berühmte Buch aussieht, kann sich im Lustschloss der Familie Mitrovský in Brünn ein Bild davon machen. Bis 3. April gibt die Ausstellung „Teufelsbibel – 100 Gestalten eines Buches“ einen Einblick in die Entwicklung der Bücherkultur, von Ägypten und Mesopotamien über China bis Europa.

Das Herzstück der Schau bildet eine Nachbildung der Teufelsbibel. Das Original entstand im 13. Jahrhundert im Benediktinerkloster im ostböhmischen Podlažice. Es beinhaltet das Alte und das Neue Testament sowie die älteste böhmische Chronik, Klosterregeln, ein Mönchsregister und verschiedeneTraktate. Heute wird der Codex Gigas (aus dem Griechischen für „riesig“), wie die Teufelsbibel auch genannt wird, in der königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt. Dahin gelangte er nach einer wechselvollen Geschichte.

Hilfe von Satan
Etwa drei Jahrhunderte lang war die Teufelsbibel im Kloster Břevnov untergebracht, nachdem die Hussiten das Kloster in Podlažice zerstört hatten. Danach wurde der Codex in die Rudol­finische Kunstkammer nach Prag überführt. Als im Juli 1648 – wenige Monate vor Verkündung des Westfälischen Friedens – die Schweden Prag belagerten und die Kleinseite sowie die Burg besetzt hielten, nahmen sie alles Wertvolle mit, das sie finden konnten. Auf dem Hradschin stießen sie auf die Kunstsammlung von Kaiser Rudolf II.

Die damals weit über die Grenzen des Habsburger Reiches bekannte Rudolfinische Kunst- und Wunderkammer räumten sie gründlich aus und verschleppten den Kunstschatz nach Stockholm in die Schatzkammern der schwedischen Königin, und mit ihm die Teufelsbibel. Sie wurde seitdem nur dreimal außerhalb von Schweden als Leihgabe gezeigt: 1970 in New York, 1999 in Berlin und im Jahr 2007 im Prager Klementinum, nachdem der damalige tschechische Premier Mirek Topolánek lange mit Schweden verhandelt hatte. Stockholm hatte eine Leihgabe stets abgelehnt, da man befürchtete, der tschechische Staat werde etwaige Rechtsansprüche geltend machen und die Bibel in Besitz nehmen.

Einer Legende zufolge wurde der Codex von einem Mönch verfasst, der gegen die Klosterregeln verstoßen haben soll und deshalb dazu verurteilt wurde, lebendig eingemauert zu werden. Er bat um Gnade und versprach, innerhalb einer Nacht ein Buch zur Lobpreisung des Mönchsordens zu schreiben. Gegen Mitternacht soll er erkannt haben, dass er sein Versprechen nicht erfüllen könne und bat den Teufel um Hilfe, dem er seine Seele verkaufte.

Satan persönlich vervollständigte der Überlieferung nach die Schrift; der Mönch fügte ihm zu Ehren ein Bild Satans hinzu. Das berühmte Bild, das der Handschrift ihren Namen gab, ist auf Seite 290 zu sehen. Es zeigt den Teufel als beinahe putziges Männchen mit grünem Kopf, Schlangenzunge und vier Klauen. Das Fürchten wird er den Besucher heute nicht lehren, ihn aber bestimmt zum Schmunzeln bringen.  

Teufelsbibel – 100 Gestalten eines Buches (Ďáblova bible – 100 podob knihy). Letohrádek Mitrovských, geöffnet: täglich außer montags 10 bis 16.30 Uhr, Eintritt: 90 CZK (ermäßigt 55 CZK), bis 3. April, www.letohradekbrno.cz