Die Kaffee-Forscher
Gespräch

Die Kaffee-Forscher

Aleš Pospíšil und Radek Nožička in St. Petersburg | © ECT

Das co-op Coffee ist ein schmaler länglicher Raum mit einer alten Holztheke am Ende. Dunkelblaue Wände, weiße Decke. Aleš Pospíšil macht sich diesmal keine Notizen, sondern bereitet selbst Kaffee hinter der Theke zu. „Sweet Victory“ aus Kenia, 60 Gramm auf einen Liter Wasser. Für ihn genau das richtige Quantum. Kostproben reicht er lauwarm in kleinen Gläsern an interessierte Besucher weiter. Der beste Kaffee der Welt?
Aleš Pospíšil: Darauf gibt es keine einfache Antwort. Eine richtige Antwort ist sicher, dass der beste Kaffee genau der ist, den man persönlich mag und bevorzugt. Jeder begibt sich sozusagen auf seine eigene Reise, wenn er Kaffee trinkt. Selbst als Experte kann man nur einen Vorschlag machen. Manche mögen am liebsten ihren Instant-Kaffee, andere wollen ihn schwärzer. Ich schlage immer vor, die große Kaffee-Welt einfach zu erforschen, die vielen verschiedenen Marken auszuprobieren, neue Sorten zu versuchen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Der beste Kaffee? Geschmacksache! | © Jason Betz

Hinter seinem Holztisch erklärt Aleš einem Gast, dass er Kaffee liebe. Trotzdem habe er beschlossen, kein Café zu eröffnen, sondern lieber Kaffee-Journalist zu werden. Wo beginnt eine persönliche Reise durch die Kaffee-Welt?
Aleš Pospíšil: Ich würde einen lokalen Röster aus der eigenen Stadt aufsuchen, den dort gerösteten Kaffee kaufen und probieren. Und zwar frisch geröstet, das ist wichtig.
Radek Nožička: Mein erster Spezial-Kaffee, den ich getestet habe, kam aus Äthiopien. Er war recht süß und sehr aromatisch, in einem natürlichen Prozess hergestellt. Dieser Kaffee öffnete mir die Augen dafür, wie verschieden Kaffee schmecken kann. Nämlich nicht immer nur bitter. Und man braucht auch nicht unbedingt Zucker, damit er süß wird. Es ist ein wenig wie mit Wein, den mag mancher süßer, andere herber. Man tastet sich langsam vor. So viel versuchen wie möglich, das ist mein Vorschlag. Dann entwickelt sich auch der Geschmack immer weiter.

Aleš Pospíšil ist Mitglied im „Mile High Aeropress Club“.

Der Hype um die schwarze Bohne treibt seltsame Blüten. Sogar Kaffee aus Katzenkot „bereichert“ den Markt. Er wird aus Exkrementen bestimmter Katzenarten gewonnen, die große Mengen von Kaffeekirschen fressen und die Bohnen fermentiert wieder ausscheiden. Nichtsdestotrotz ist „Kopi Luwak“ eine exklusive Spezialität und galt schon vor mehr als zehn Jahren als teuerster Kaffee der Welt. Nach dem Waschen, Trocknen und Rösten soll dieser Kaffee einen süßlichen und leicht schokoladigen Geschmack annehmen. 100 Gramm davon kosten in Europa etwa 30 Euro. Rechtfertigt die Qualität den hohen Preis?
Radek Nožička: Ich habe den nie getestet.
Aleš Pospíšil: Ich auch nicht. Aber ich bin überzeugt davon, dass es sich dabei um ein völlig überteuertes Produkt handelt. Es wird halt durch die Geschichte dahinter zu einem spektakulären Kaffee. Also weil die Katzen diese Kirschen essen und anschließend die Fermentierung in ihrem Magen erfolgt. Die Story ist einfach gut und Kaffee von Katzen spricht auch Leute an, die sich sonst nicht für Kaffee interessieren. So etwas ist einfach zu vermarkten und erklärt auch den hohen Preis. Ich glaube jedoch fest daran, dass man in Spezial-Coffee-Shops besseren Kaffee für einen viel günstigeren Preis kaufen kann. Auf unserer Website findet man nach meiner Einschätzung zu 99 Prozent besseren Kaffee zu besseren Preisen.

Unverdaut ausgeschiedene Bohnen des Kopi Luwak vor der Reinigung und Röstung | © Wibowo Djatmiko, CC BY-SA 3.0

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