Drohende Preiserhöhung
Schlechte Bilanzen: Prager Verkehrsbetriebe wollen Fahrpreise anheben
13. 2. 2014 - Text: Nina MoneckeText: nm/čtk; Foto: activesteve
Die Fahrpreise der Prager Verkehrsmittel könnten bald um bis zu 10 Prozent steigen. Am vergangenen Sonntag gab das der Generaldirektor der Verkehrsbetriebe (DPP) Jaroslav Ďuriš im Tschechischen Fernsehen bekannt. Angedacht seien die neuen Preise für 2015. Auf konkrete Zahlen habe man sich jedoch noch nicht geeinigt. Momentan kostet ein 24-Stunden-Ticket für Erwachsene 110 Kronen und eine Monatskarte 550 Kronen.
Kritik am Vorhaben des Prager Transportunternehmens kommt vor allem von der Partei der Grünen (Strana zelených). Der öffentliche Nahverkehr sei eine Dienstleistung, die sich nicht zu Lasten der Verbraucher auswirken dürfe. Schließlich verhindere das Metro- und Straßenbahnnetz die Überflutung der Innenstadt durch Autos und eine verstärkte Umweltbelastung. Die Stadt spare dadurch jährlich Millionen. Statt einer Erhöhung der Tarife plädieren die Grünen, den öffentlichen Nahverkehr in einen gesenkten Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent einzureihen. Durch die geringeren Abgaben würden Fahrpreiserhöhungen dann auch in den kommenden Jahren nicht nötig.
Ďuriš rechtfertigte die geplante Verteuerung mit den angeblich seit Jahren stabilen Fahrpreisen. Zuletzt wurden im Juli 2011 die Einzelfahrscheine um sechs Kronen erhöht. Laut Ďuriš gehe es nicht nur um eine bloße Preiserhöhung. Auch die Effizienz des Ticketverkaufs und die Umverteilung der Einnahmen wolle man verbessern. Im vergangenen Jahr schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Eine halbe Milliarde Kronen (etwa 18,2 Millionen Euro) Verlust hatte der größte Transportanbieter Tschechiens zu verkraften.
Bereits 2012 hatte DPP 116 Millionen Kronen (rund 4,2 Millionen Euro) eingebüßt. Hinzu kommt der Ausbau der Metro-Linie A, der mit 22,5 Milliarden Kronen (knapp 900 Millionen Euro) teurer wird als zunächst angenommen. Die EU-Zuschüsse werden bei Weitem nicht ausreichen, um die Ausgaben des kostspieligen Projekts zu decken. Nun droht DPP sogar die Streichung der EU-Fördergelder. Die im Januar abgeschlossene Bilanzprüfung deckte Vertragsverstöße gegen das öffentliche Beschaffungsrecht auf.
Der DPP-Vorsitzende Ďuriš räumte jedoch auch ein, dass die Fahrpreiserhöhung zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt komme. Im Herbst dieses Jahres finden in Tschechien Kommunalwahlen statt. Die Pläne erhielten dadurch auch eine strategisch-politische Dimension. Eine endgültige Entscheidung über Veränderungen im öffentlichen Nahverkehr obliege schließlich dem Magistrat.
Wie heikel das Thema Preisanhebung ist, beweist eine Studie von ROPID. Laut einer Umfrage, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, ist zwar mit 87 Prozent die überwältigende Mehrheit der Prager mit dem Service im öffentlichen Nahverkehr zufrieden. Die Fahrpreise werten viele jedoch schon heute als zu hoch.
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