Ein Künstlerhaus mit Geschichte
Vor 130 Jahren wurde in Prag das Rudolfinum eröffnet
26. 2. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: (kw/čtk); Foto: Tschechische Philharmonie
Dank des Rudolfinums ist der Jan-Palach-Platz einer der schönsten Orte der tschechischen Hauptstadt. Majestätisch thront das helle Sandsteingebäude an der Nordseite und bildet gemeinsam mit der benachbarten Mánes-Brücke und dem Burg-Panorama ein Postkartenmotiv erster Güte. Anfang Februar wurde das Gebäude 130 Jahre alt.
Geschenkt wurde den Pragern das Rudolfinum von der böhmischen Sparkasse anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens. Es sollte ein Ort für tschechische Kunst und Musik werden. Als Architekten wurden Josef Schulz und Josef Zítek ausgewählt, die zuvor schon den Bau des Nationaltheaters verantwortet hatten und sich für das Rudolfinum von der Dresdener Semperoper inspirieren ließen. Die feierliche Eröffnung fand am 7. Februar 1885 statt, anwesend war unter anderem der österreichische Schirmherr, Kronprinz Rudolf.
Ab 1920 wurde der repräsentative Bau im Stil der Neorenaissance zunächst für praktische Zwecke genutzt: Das Abgeordnetenhaus der Tschechoslowakischen Republik hatte hier bis zum Beginn der deutschen Okkupation seinen Sitz. Die Nationalsozialisten wollten das Rudolfinum seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß als Konzerthalle öffnen und begannen sogleich mit rassistisch-ideologisch motivierten Umbauarbeiten: Eine Statue des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy auf einer Balustrade sollte entfernt werden. Die tschechischen Bauarbeiter leisteten stillen Widerstand und demontierten zunächst, vorgeblich aus Versehen, die Büste von Richard Wagner.
Heute ist das Rudolfinum Sitz der Tschechischen Philharmonie, die hier im Januar 1896 ihr erstes Konzert überhaupt aufführte – Dirigent war damals Antonín Dvořák. Zudem beherbergt das Rudolfinum in seinem Nordteil eine der landesweit renommiertesten Galerien für zeitgenössische Kunst. Anlässlich des 130-jährigen Bestehen wurden Mittel für eine Verbesserung des Gebäudes bewilligt: Das Café in der Säulenhalle soll wachsen und künftig zu einem lebendigen Ort der Begegnung von bildender Kunst und Musik werden.
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