Ein Tropfen Papstblut
Die Basilika Mariä Heimsuchung in Olomouc erhält eine Reliquie von Johannes Paul II.
27. 5. 2015 - Text: Corinna Anton, Foto: Lehotsky, CC BY-SA 3.0
Ein einziger Tropfen Blut hat Mitte Mai Hunderte Gläubige in die Basilika Mariä Heimsuchung in Olomouc (Olmütz) gelockt. Die Reliquie stammt vom 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. und wurde an den Wallfahrtsort Svatý Kopeček (Heiligenberg) gebracht, den das Oberhaupt der katholischen Kirche vor 20 Jahren selbst besucht hatte.
Das Stück Stoff mit dem Tropfen Papstblut, das in einer Ampulle verschlossen ist, wurde bis vor kurzem im Erzbistum Krakau aufbewahrt. In Olomouc befindet es sich nun in einem vergoldeten Behälter in der Kirchenwand. Dass die Ampulle nach Mähren kam, dafür hatte sich der polnische Kardinal Stanislaw Dziwisz eingesetzt, der Papst Johannes Paul II. im Jahr 1995 als dessen persönlicher Sekretär nach Olomouc begleitet hatte. „Von allen Orten, die der Papst damals in der Stadt besuchte – den Flughafen, die Kathedrale, den Erzbischöflichen Palast und Heiligenberg – hat sich gerade der letzte am meisten ins Gedächtnis der Anwesenden und auch des Papstes selbst eingeschrieben“, so der Sprecher der Erzdiözese Olomouc Jiří Gračka.
Die Ankunft der Reliquie wurde am Sonntag mit einer Messe gefeiert, die Kardinal Dziwisz zelebrierte. Zu den Gläubigen sagte er über das verstorbene Kirchenoberhaupt: „Sein Blut steht für Liebe und Opfergabe. Nun möge er für immer in diesem Gotteshaus in Mähren bleiben.“ Damals habe der Papst für die Menschen und ihre Heimat gebetet, so der Kardinal. „Auch jetzt, da er schon beim Herren ist, spüren wir seine Zusprache.“ Dziwisz erinnerte daran, dass Johannes Paul II. vor 20 Jahren begeistert von der großen Menge gewesen sei, die sich vor der Basilika versammelt hatte. „Svatý Kopeček ist voll von deinen Schäfchen“, haben die Gläubigen damals gerufen – ein Satz, den laut Dziwisz nach dem Papstbesuch jeder im Vatikan kannte.
Die Basilika Mariä Heimsuchung am Heiligenberg ist einer der bekanntesten Pilgerstätten in Mähren. Karol Józef Wojtyła, der als Johannes Paul II. von 1978 bis zu seinem Tod im Jahr 2005 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche war, traf sich an diesem Ort im Mai 1995 mit fast 10.000 jungen Gläubigen. Zuvor hatte er auf dem Flughafengelände von Olomouc vor einer viertel Million Menschen den mährischen Priester Johannes Sarkander und die Terziarin Zdislava von Lämberg heiliggesprochen.
SVATÝ KOPEČEK – EIN HEILIGER BERG
Der Wallfahrtsort Heiligenberg ist ein etwa acht Kilometer vom Zentrum entfernt gelegener Stadtteil von Olomouc. Schon um das Jahr 1632 stand dort eine kleine Kapelle, die der Legende nach der Weinhändler Jan Andrýsek gründete. Ihm soll im Traum die Jungfrau Maria aufgetragen haben, eine Kapelle zu ihren Ehren zu errichten. Die Basilika Mariä Heimsuchung wurde in den Jahren 1669 bis 1679 nach Plänen des Barockarchitekten Giovanni Pietro Tencalla erbaut. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Anlage erweitert. Mit ihren Seitenflügeln und der vierreihigen Lindenallee bildet die Kirche ein von weitem sichtbares Kreuz in der Landschaft. Im Mai wurde sie von Papst Johannes Paul II. zur „Basilica minor“ ernannt – ein Ehrentitel, mit dem das Kirchenoberhaupt bedeutende Gotteshäuser auszeichnet.
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