Eine zweite Chance
Das Projekt „Kupbook“ bringt alte Bücher zurück ins Verkaufsregal
2. 4. 2014 - Text: Magdalena SchluckhuberText: Magdalena Schluckhuber; Foto: kupbook
Im Kaffeehaus hat man Zeit zu lesen, Zeit, um über Bücher zu diskutieren und neue zu entdecken, findet Jáchym Moravec. Der 20-jährige Student hat das zum Anlass genommen und gemeinsam mit zwei Freundinnen die Initiative „Kupbook“ ins Leben gerufen. Es handelt sich um Bücherboxen, die in verschiedenen, meist von einem jungen Publikum frequentierten, Prager Cafés aufgestellt sind. Für einen symbolischen Preis von 20 Kronen kann man sich dort seit Februar Bücher kaufen, und ihnen so eine „zweite Chance“ geben.
„Jedes Buch hat seine eigene, persönliche Geschichte. Es wäre schade, wenn es einfach im Altpapier landen und es niemand mehr lesen würde“, sagt Moravec. Das ist die Hauptidee hinter der Aktion: Alten Büchern ein neues Leben abseits von verstaubten Kellerregalen zu geben. Gleichzeitig sollen damit junge Menschen zum Lesen animiert werden.
Und alt ist der Großteil der Bücher wirklich. Die drei Studenten kooperieren nämlich mit dem Seniorenzentrum Elpida, das bereits im Jahr 2010 begonnen hat, Bücher zu sammeln. Im November vergangenen Jahres nahm das Projekt konkrete Formen an. Seitdem bringen die Rentner ihre alten Bücher in das Zentrum. Moravec und seine Kolleginnen sortieren sie dann in Bücherboxen – persönliche Widmungen, zerrissene Umschläge oder Kritzeleien in Kinderbüchern inklusive. „Das alte Leben der Bücher soll nicht versteckt werden“, so Moravec. Manchmal sind Raritäten dabei, die man sonst nur in Antiquariaten kaufen kann. Auch Verlage haben bereits Bücher für das Projekt gespendet.
Über Prag hinaus
Bisher wurden mehr als 150 Bücher verkauft, der Erlös geht wieder zurück an das Seniorenzentrum. Damit werden zum Beispiel Ausflüge oder Computerkurse finanziert. In einer Box stehen knapp 25 Bücher. Es ist stets eine bunte Mischung aus Kinderbüchern, Krimis, Romanen und Klassikern der Weltliteratur sowie aus Tschechien. Auch fremdsprachige Werke oder komplette Buchreihen befinden sich darunter. Jede zweite oder dritte Woche werden die Boxen unter den Kaffeehäusern getauscht, sodass Stammgäste nicht jedes Mal dieselben Exemplare zu Gesicht bekommen. Die Schriftstellerin Petra Hůlová ist Patin des Projektes und bringt sich immer wieder mit Ideen ein. So hat sie unter anderem Orte vorgeschlagen, an denen die Boxen besonders gut bei einem belesenen Publikum aufgenommen werden könnten.
Derzeit stehen die „Kupbook“-Boxen in zehn Prager Cafés. Und die Nachfrage steigt. Auch Cafés aus anderen tschechischen Städten sind auf das Projekt aufmerksam geworden und möchten Bücherboxen aufstellen. Um das Projekt zu erweitern, versuchen Moravec und seine Kollegen nun, mittels Crowdfunding Geld zu sammeln. Die ersten Boxen wurden durch das Projekt „Think Big“ der O2-Telefónica-Stiftung finanziert.
Dass das Projekt von Beginn an so erfolgreich ist, hätten die drei Studenten nicht gedacht. Deshalb wird es ohne zeitliche Beschränkung weitergeführt. Immerhin warten noch mehr als 1.500 Bücher auf eine zweite Chance und einen neuen Besitzer – Tendenz steigend.
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