Neu im Kino: Captain Phillips
Paul Greengrass verarbeitet in seinem neuen Film das Thema Piraterie für das Blockbuster-Kino
5. 12. 2013 - Text: Christoph LaakText: Christoph Laak; Foto: Sony Pictures
Das Horn von Afrika ist durch Angriffe von Piraten auf große Container- und Cargoschiffe weltweit berühmt und berüchtigt. Allein zwischen 2009 und 2012 gerieten über 2.000 Seeleute in dieser Region in die Geiselhaft von Freibeutern. In „Captain Phillips“ nimmt der britische Regisseur Paul Greengrass jene Thematik zum Stoff seines Actiondramas. Zugrunde liegt dem Streifen Richard Phillips Buch „Höllentage auf See“, mit dem der reale Kapitän Phillips seine Erlebnisse auf See zu Papier brachte.
Greengrass übernimmt Elemente aus jenem Erfahrungsbericht und vermengt sie mit sozioökonomischen Hintergründen sowie einigen Klischees, um daraus ein hollywoodreifes Paket zu schnüren. Zwischen dem euphemistischen Anspruch der Piraten, sie seien „Geschäftsleute“ und die Entführungen daher nur ein weiterer Teil des Welthandels auf See, und der brutalen Wirklichkeit klaffen natürlich Welten.
In „Captain Phillips“ spielt Superstar Tom Hanks den Kapitän eines großen Frachters. Der erfahrene Seemann weiß um die Gefahr der Piraterie vor den Küsten Somalias und stellt seine Mannschaft schon vor der Ankerlichtung mental auf die heikle Fahrt ein. Auf See kommt es dann während einer Routineübung auf der „Maersk Alabama“ zum Ernstfall, als sich zwei Boote mit bewaffneten Piraten dem Schiff nähern. Zunächst gelingt es Phillipps, diese durch ein geschicktes Täuschungsmanöver zu vertreiben. Doch ein Boot mit den vier Piraten Muse, Bilal, Najee und Elmi nimmt am darauffolgenden Tag einen zweiten Anlauf und der erneute Versuch, das Schiff zu kapern, gelingt. Ein nervenaufreibendes Psychoduell zwischen Phillips und Muse (Barkhad Abdi) beginnt.
Aggression und Verzweiflung
Die Rollen der Piraten wurden ausschließlich von somalisch-stämmigen Schauspielern übernommen. Vor allem Abdi als Kopf der Entführer weiß dabei zu überzeugen. Ebenso wie bei seinen Kidnapper-Kollegen nehmen Stimmungsschwankungen, Aggression und Verzweiflung im Laufe des Filmes zu – jene Teile des Streifens wurden von Regisseur und Besetzung sehr authentisch inszeniert. Auf der anderen Seite steht Tom Hanks mit seiner unbezweifelten schauspielerischen Klasse und stellt den Kapitän des Schiffes grandios dar. Zur Intensität trägt Greengrass’ Abneigung gegen bequeme Studiotechnik bei. Die Mehrheit der Szenen wurde auf hoher See gedreht.
Nachdem die Kidnapper mit der Besatzung des Schiffes einen Deal über 30.000 Dollar eingehen, scheint Phillips aus der Gewalt der Entführer entkommen zu sein. Doch im allerletzten Augenblick scheitert die Vereinbarung und die Piraten sowie Phillips landen in einem Rettungsboot, mit dem die Entführer zur somalischen Küste zurückfahren wollen. Zu jenem Zeitpunkt sind amerikanische Spezialkräfte bereits auf dem Weg zum Schauplatz, um die Crew zu befreien…
Der eigentliche Kern der Geschichte liegt im Konflikt zwischen den zwei Hauptakteuren Phillips und Muse. Etliche Zuschauer dürften das typische Hollywood-Pathos und mit ihm die Glorifizierung des Kapitäns als Held wider Willen als störend empfinden. Aber Greengrass will eben auch das Persönliche und Menschliche in den Fokus nehmen. Dabei lassen sich in der Kunstform Film überhöhte Emotionen und Zuspitzungen kaum vermeiden, will man das Publikum fesseln – und dies gelingt durchaus ganz passabel.
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