Fanfaren und Mondlandschaft
Von Folklore bis Torfmoor: Fünf Ausflugstipps für den September
3. 9. 2015 - Text: Franziska Neudert
Zurück ins Mittelalter
Im Spätsommer kehren die Hussiten für drei Tage zurück in die Straßen von Tábor: Mit dem Festival „Taborer Begegnungen“ (Táborská setkání“) erinnern die Bewohner der südböhmischen Stadt jedes Jahr an die Glaubensbrüder um den Reformator Jan Hus. Umzüge in historischen Kostümen, Ritterspiele, Gaukler, traditionelle Musik und Theateraufführungen sowie kulinarische Spezialitäten bringen mittelalterliches Flair in die Stadt. Unter dem Anführer Jan Žižka entwickelte sich Tábor im 15. Jahrhundert zu einer Hochburg der Hussitenbewegung. Von hier zogen die religiösen Rebellen in den Kampf gegen den Adel und die katholische Kirche. Besucher der „Taborer Begegnungen“ erwarten in diesem Jahr beispielsweise eine Zaubershow und der Fanfarenzug „Konstanzer Frichtle“.
Taborer Begegnungen, Freitag bis Sonntag, 11. bis 13. September, Tickets: 180 CZK (ermäßigt 90 CZK), www.taborskasetkani.eu
Tanzen in der Kurstadt
Folklore in den Farben des Spätherbstes verspricht das Festival „Marienbader Herbst“ (Mariánský podzim“). Wer wissen will, was sich dahinter verbirgt, sollte von 17. bis 20. September nach Marienbad (Mariánské Lázně) fahren. Dann beleben Folklore-Ensembles aus Tschechien, der Slowakei, Deutschland und Ungarn die westböhmische Kurstadt. Neben Konzerten und Tanzvorführungen stehen Workshops und ein traditioneller Handwerksmarkt auf dem Programm. Der letzte Festivaltag klingt am Vormittag um zehn Uhr mit einem großen „Stadtfrühstück“ aus.
Marienbader Herbst, Donnerstag bis Sonntag, 17. bis 20. September, www.marjanek.com
Wein und Tradition
Jedes Jahr im Frühherbst begehen die tschechischen Winzer die Weinlese (auf Tschechisch „vinobraní“) mit einem großen Fest. Zu den bedeutendsten Weinorten Böhmens gehört die Stadt Mělník. Hier ließ Karl IV. während seiner Regierungszeit an den Elbhängen neue Rebsorten aus Burgund anbauen. In der nordwestlich von Prag gelegenen Region zwischen Mělník, Litoměřice und Most wird seit über 700 Jahren Wein angebaut. Die Gegend blickt damit nicht nur auf eine lange Winzertradition zurück, sondern zählt zu den am nördlichsten gelegenen Weinanbaugebieten Europas. Zur Weinlese in Mělník erhalten Liebhaber des edlen Tropfens einen Einblick in die Kunst der Kelterei; neben Verkostungen können sie sich unter anderem auf Straßentheater, einen altböhmischen Jahrmarkt und historische Kostümumzüge freuen.
Weinlese in Mělník, Freitag bis Sonntag, 18. bis 20. September, www.melnickevinobrani.cz
Weitere Weinlesen
Hrušky (bei Břeclav), Samstag, 5. September, www.hrusky.net
Znojmo, Freitag bis Sonntag, 11. bis 13. September, www.znojemskevinobrani.cz
Litoměřice, Freitag & Samstag, 18. & 19. September, www.vinobranilitomerice.cz
Karlštejn, Samstag & Sonntag, 26. & 27. September, www.karlstejnske-vinobrani.cz
Kunratice (bei Prag), Freitag bis Sonntag, 25. bis 27. September, www.kunratickevinobrani.cz
Valtice, Freitag & Samstag, 2. & 3. Oktober, www.valtice.eu
Kulturerbe in Valeč
Seit 1991 laden die Tage des Europäischen Kulturerbes im September dazu ein, mehr über die Bedeutung nationaler Denkmäler zu erfahren. Im Kreis Karlsbad (Karlovy Vary) erhalten Interessierte von 8. bis 13. September einen besonderen Einblick in das Barockschloss des Dorfes Valeč. Im Jahr 1526 entstanden, wurde es später im Stil der Renaissance und des Barock umgeformt. Während des Zweiten Weltkrieges diente es als Internat. Ein Brand zerstörte das Schloss 1976; erst in den Neunzigern wurde es wieder aufgebaut. In der aktuellen Ausstellung im Schloss lernen Besucher anhand freigelegter Bauschichten mehr über die Geschichte des Gebäudes. Im Schlossgarten sind 32 barocke Skulpturen des Bildhauers Matthias Bernhard Braun zu sehen. Einige der über 250 Jahre alten Allegorien sind bis heute erhalten geblieben und können im Original bestaunt werden. Im Winter dürfen Nachtschwärmer jeweils freitags und samstags das Schloss mit einer Taschenlampe erkunden.
Schloss Valeč, Dienstag bis Sonntag, 8. bis 13. September, www.zamek-valec.cz
Einzigartiges Torfmoor
Nur sieben Kilometer nordöstlich von Franzensbad (Františkovy Lázně) befindet sich ein europaweit einzigartiges Naturreservat. Der Nationalpark Soos erinnert mit seinen Mineralquellen und Mofetten – natürliche Stellen, an denen Kohlenstoffdioxid aus der Erde tritt – an eine Mondlandschaft, die zugleich Lebensraum für zahlreiche geschützte Tierarten und Salzpflanzen darstellt. Hier treffen zerfurchte und karge Böden auf begrünte Moore. Durch das Naturschutzgebiet führt ein etwa 1,2 Kilometer langer Lehrpfad. In unmittelbarer Nähe zum Reservat befindet sich die Bahnstation Nový Drahov, von der aus die Schmalspurbahn Kateřina durch den Nationalpark fährt. Ein Museum nahe dem Bahnhof beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Moores.
Weitere Informationen unter www.rezervace-soos.cz
Sommerfrische in der Steiermark
An der Blutigen Straße